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17 Jahre arbeitete Christiane Dohr als Radiologietechnologin vorwiegend mit Brustkrebspatientinnen zusammen. Anfang dieses Jahres erhielt sie selbst die Diagnose Mammakarzinom. Ihr Appell: „Geht regelmäßig zur Krebsvorsorge – sie kann Leben retten!“
Februar 2024: Christiane Dohr tanzt auf dem Weizer Maturaball mit ihrem Sohn. Sechs Tage zuvor war sie an ihrer rechten Brust operiert worden. Brustkrebs. Der Tumor mit einem Durchmesser von 7 mm war sehr früh im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung erkannt worden. Die Aussichten, den Krebs erfolgreich zu behandeln, standen daher gut. „Die medizinische Intervention war überschaubar“, erzählt die 66-Jährige, „Chemo war keine notwendig. Neben einer OP musste ich 15 Strahlentherapie-Einheiten machen. Für die nächsten fünf Jahre nehme ich eine Tablette täglich. Das ist ein Aromatasehemmer, der zur Behandlung bei Mammakarzinomen in der Postmenopause eingesetzt wird.“ Nebenwirkungen, so die dreifache Mutter aus St. Ruprecht an der Raab, habe sie keine. „Das Gefühl, nach der OP das Ärgste überstanden zu haben, war dennoch sehr befreiend und gut.“ Der Walzer, den sie tanzte, war ein Symbol für die wiederkehrende Leichtigkeit in ihrem Leben. „Die Diagnose hat mich im ersten Moment zurückgeworfen. Ich erinnere mich, als ich mit der Zuweisung für die weiteren Untersuchungen vor der Praxis stand: graues Haus, graue Straße, graues Wetter. Genauso fühlte auch ich mich.“ Nach dem ersten Tief aber folgte Zuversichtlichkeit: „Für mich war klar, dass ich auch diese Herausforderung in meinem Leben meistern würde.“
Todesanzeigen geben Zuversicht
Das Thema Krebs begleitet Christiane schon lange. Bis zur Geburt ihres dritten Sohnes arbeitete sie als Radiologietechnologin an der damaligen Universitätsklinik für Radiologie und Strahlentherapie in Graz. „Damals gab’s noch keine Supervision, meine Kolleg:innen und ich mussten all die negativen Gefühle allein bewältigen. Wir haben versucht, die Fälle untereinander zu besprechen, aber ich habe mich bald aus der Gruppe zurückgezogen, da es mich nur noch mehr belastete.“ Stattdessen hat sie damit begonnen, sich die Todesanzeigen in der Zeitung anzuschauen. „Ich stellte fest, dass die meisten Menschen ein hohes Alter erreichen. Das hat mir gezeigt: Das Leben kann gar nicht so gefährlich sein. Nicht jeder bekommt Krebs und nicht jeder, der Krebs hat, stirbt daran.“ Wichtig ist es dennoch, so betont sie, sich den Tatsachen zu stellen. Dazu gehört auch, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. „In meinem Fall“, erklärt Christiane, „wäre mein Karzinom ohne Mammografie und anschließendem Ultraschall gar nicht festzustellen gewesen. Es war auch nicht zu ertasten, weil es so versteckt saß.“
Zu wenig Frauen gehen zur KrebsVorsorge
Frauen im Alter von 45 bis 74 Jahren können alle 24 Monate mit ihrer e-card in Österreich zur Früherkennungsmammografie gehen. In Anspruch nimmt das aktuell weniger als die Hälfte. Christiane hat dafür mehrere Erklärungen: „Viele Frauen glauben fälschlicherweise, dass sie nur alle zwei Jahre zur Untersuchung gehen können, was aber eben nicht stimmt.“ Dann ist da auch noch die Angst. „Die meisten, die zu uns gekommen sind, sind völlig steif und verspannt in die Praxis gekommen. Allein daran merkt man, wie sehr sie sich vor der Untersuchung gefürchtet haben.“ Die ehemalige Radiologietechnologin kann sie jedoch beruhigen: „Das ganze Prozedere dauert nur kurz und ist wirklich gut auszuhalten. Auch die Furcht wegen der Strahlenbelastung ist unbegründet: Bei Transatlantikflügen ist die diese weitaus höher.“
Frühzeitig erkennen, rechtzeitig handeln
Sollten bei der Untersuchung Auffälligkeiten gefunden werden, ermutigt Christiane dazu, das Ganze dennoch positiv zu sehen: „In der Regel ermöglicht eine frühzeitige Erkennung eine bessere Behandlung. Ob es sich um Krebs, einen Dachschaden oder einen Rohrbruch handelt – je früher man ein Problem entdeckt, desto besser stehen die Chancen auf einen positiven Ausgang. Ich betrachte das Leben gern als Akrobatikakt und Vorsorgeuntersuchungen als Schutznetz. Je regelmäßiger man zur Krebsvorsorge geht, desto enger wird dieses Netz geknüpft und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man durchfällt.“ Angst haben viele Frauen auch vor einer möglichen Operation und deren Folgen: „Die Sorge um Entstellungen ist weit verbreitet, doch in Wirklichkeit sind die meisten Brüste nach der Operation, abgesehen von einigen kleinen Narben, kaum verändert.“ Über ihre Erfahrungen spricht Christiane seit Kurzem in Vorträgen, um Frauen zu ermutigen, zur Krebsvorsorge zu gehen. Sie möchte auf diese Weise dazu beitragen, dass mehr und mehr die Chance auf Gesundheit nutzen. Auf dass noch ganz viele Walzer getanzt werden!
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