Katrin Nerad von Vibes Fitness auf einer Bühne beim Training

Katrin Nerad über ihren Unternehmenserfolg mit Vibes Fitness

Fitnessexpertin und Geschäftsführerin Katrin Nerad erzählt im Interview, wie sie es geschafft hat, ein seit über 13 Jahren erfolgreiches Unternehmen zu gründen.

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© Brand Images e.U./Christopher Jörgler

Die Steirerin Katrin Nerad, Geschäftsführerin von Vibes Fitness, ist seit über 28 Jahren im Fitnessbereich tätig und hat in dieser Zeit über 15.000 Menschen trainiert. Schon während ihrer Schulzeit und des Studiums der Umweltsystemwissenschaften mit Betriebswirtschaftslehre war sie in der Fitnessbranche aktiv. 2011 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Mario das Boutique-Kursstudio Vibes, das heute mit zwei Standorten die größte Kurs-Vielfalt in Mitteleuropa bietet, inklusive Online-Angeboten für Firmenfitness. Zudem ist sie als Keynote-Speakerin und Workshop-Leiterin tätig und Mutter zweier Kinder.

Katrin Nerad von Vibes Fitness im Interview

Wann hast du bemerkt, dass die Selbstständigkeit dein Weg ist?
Katrin Nerad: Mit 25 Jahren habe ich in anderen Unternehmen gesehen, wie ich es nicht haben möchte und dass klassisches Gerätetraining den Leuten viel zu langweilig ist. Sie melden sich im Studio an, aber gehen nicht hin. Daher haben wir ein eigenes Vibes-Fitness-­Konzept gegründet, um durch Kleingruppen-Trainings mehr Motivation in gesunheitsorientiertes funktionelles Training zu bringen. Und es funktioniert: 80 Prozent unserer Member trainieren wirklich regelmäßig, in klassischen Fitnessclubs sind es oft nur 20 Prozent.

Gab es auch Rückschläge?
Der größte Rückschlag war, dass wir ein drittes Studio schon fast fertig gebaut hatten, in Eggenberg. Dann kam der Lockdown und viele Mitglieder haben ihr Abo pausiert oder hatten Angst zu trainieren. Daher mussten wir den dritten Standort rückabwickeln, weil es nicht mehr finanzierbar gewesen wäre. Das Risiko, die anderen beiden Standorte zu verlieren, war zu groß.

Was sind deine Tipps für Unternehmerinnen?
Das Wichtigste ist, auf dein Herz zu hören und deinen Weg zu gehen. Selbstständig sein birgt immer Risiken, viele sind sich dessen nicht bewusst. 70 Prozent aller Start-ups überstehen die ersten 10 Jahre nicht. Es gibt gewisse Konjunkturlagen und Herausforderungen, aber man darf sich nicht vom Weg abbringen lassen. Man muss jedoch auch merken, wenn ein Projekt nicht funktioniert: Wenn das Pferd tot ist, steig ab. Natürlich verlierst du dann Geld und Zeit, aber du lernst aus Fehlern und machst sie dann nicht noch einmal. Je mehr Fehler du machst, desto erfahrener bist du. Für Unternehmertum braucht man schon eine ganz eigene Einstellung.

Katrin Nerad von Vibes Fitness
Katrin Nerad, Vibes Fitness © Christian Haas Photo Graz

Welche Einstellung?
Selbstständigkeit heißt selbst und ständig, du musst für das Produkt und die Sache brennen. Du kannst nur erfolgreich sein, wenn du eine absolute Vorbildfunktion für dein Team hast und ein Team führen kannst. Opfer zu bringen, ist eine Grundvoraussetzung: 60 bis 70 Stunden in der Woche zu investieren und einmal wochen- oder monatelang durchzuarbeiten, wenn es nötig ist. Man muss Prioritäten setzen. Wir besetzen mit Vibes eine absolute Nische. Positionierung ist enorm wichtig, man muss nicht jeder/jedem gefallen. Das Wichtigste ist Durchhaltevermögen. Normalerweise dauert es drei Jahre, bis man als Selbstständige:r von seinen Einnahmen leben kann. Du musst da durchtauchen und dich auf das Wesentliche konzentrieren. Und immer wieder betriebswirtschaftlich schauen: Was sind die Produkte oder Dienstleistungen, die wirklich etwas bringen und nachgefragt werden?

Wie schaffst du es, Familie und Beruf zu vereinbaren?
Ich setze Prioritäten. Zum Beispiel habe ich keinen Fernseher. Ich habe einen sehr streng getakteten Terminplan. Ich bin sehr konsequent, auch mit meinem Training, mit dem Essen (ich lebe seit über 20 Jahren pflanzenbasiert). Wir investieren viel Zeit in die Koordination: Mein Mann und ich teilen uns alles komplett auf. Es gibt unter der Woche nur einen gemeinsamen Abend mit den Kindern, an den anderen Tagen ist immer eine:r von uns im Studio. Das ist für uns okay, weil wir dann wieder mal eine Woche wegfahren mit ihnen und so auch viel Zeit gemeinsam verbringen. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Ich widme dem Haushalt fast keine Zeit.

Ich habe eine Haushälterin, die mir den Rücken frei hält – ohne sie wäre das nicht möglich. Das sind sicher eineinhalb Stunden täglich, in denen ich mich stattdessen um die Kinder kümmere. Ich finde, es geht bei Kindern auch nicht darum, dass man so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringt, sondern darum, was du mit ihnen machst, dass du mit ihnen etwas unternimmst und Austausch hast. Aber es ist schon herausfordernd, ich bin auch bei vielen Aktivitäten, die Freund:innen machen, nicht dabei und ich habe außer Fitness keine Hobbys. Ich sehe meine Kurse als meine Freizeit an, sonst wäre meine Woche auch zu voll.

Als Unternehmerin musst du für deine Sache brennen!

Katrin Nerad, Vibes Fitness

Ist dir wichtig, Spaß bei der Arbeit zu haben?
Ich könnte nie etwas anderes machen. Ich liebe meine Arbeit extrem. Mich stört es auch nicht, wenn ich sieben Tage hintereinander arbeite. Ich habe zwei Lebensaufgaben: So viele Menschen wie möglich dazu zu motivieren, sich mehr zu bewegen. Deswegen sind unsere Einheiten kurz, knackig und intensiv. Und Tierschutz, also Menschen dazu zu bringen, sich pflanzlich zu ernähren und dadurch Menschen und Tieren zu helfen.

Wieso ist das Team so wichtig und wie hast du es aufgebaut?
Das Herz von Vibes ist einfach das Team. Die Community und das Gemeinsame, das ist in unseren Werten ganz stark verankert. Wir haben intern viel Austausch und gehen alle auf Augenhöhe miteinander um, da ist irrsinnig viel Vertrauen, besonders zu unseren Führungskräften. Die sind teilweise schon über zehn Jahre bei uns im Studio. In der Freizeitbranche bleiben Mitarbeitende durchschnittlich sechs bis zwölf Monate, bei uns sind es dreieinhalb Jahre.

Welche Herausforderungen gibt es besonders für Frauen als Unternehmerinnen?
Viele Frauen lassen sich unterbuttern. Aber du musst für die Dinge, die dir wichtig sind, einstehen und – auch in beruflichen Verhandlungen – Nein sagen können. Frauen stellen leider oft andere Menschen in den Vordergrund, die Familie, den Mann, und es muss zu Hause alles perfekt ausschauen. Aber wenn dir etwas wichtig ist, musst du das verfolgen. Wenn dir der Haushalt wichtiger ist, kannst du kein super Unternehmen führen – da sind wir wieder bei den Prioritäten.

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Mehr über die Autorin dieses Beitrags:

© Marija Kanizaj

Betina Petschauer ist Redakteurin bei der STEIRERIN und hauptsächlich für die Ressorts Genuss, Leben, Freizeit, Menschen und Emotion zuständig. Als Foodie zieht sich die Leidenschaft für Essen und Trinken durch alle Bereiche ihres Lebens. Daneben schlägt ihr Herz für Serien, Filme und Bücher, die sie in der Rubrik „Alltagspause“ auch regelmäßig rezensiert.

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