Was sind Sternenkinder?
Ein Gespräch mit STEIRERIN AWARD Gewinnerin in der Katgeorie "Die Helferin" Vera Juriatti.
© Thomas Luef
Im Garten von Vera und Rainer Juriatti steht ein Apfelbaum, der sie jedes Jahr mit wunderbaren Äpfeln beliefert. Sie haben ihn als Gedenkstätte für ihre fünf Sternenkinder gepflanzt, er gehört zur Familie und ist ein Symbol für die Liebe und das Andenken an ihren Pablo und seine Geschwister.
Vera Juriatti hat gemeinsam mit ihrem Mann Rainer den Verein „Mein Sternenkind“ gegründet. Die Motivation dazu entsprang ihrer eigenen schmerzhaften Erfahrung: Vor 30 Jahren sind ihre fünf Sternenkinder „zur Welt gestorben“. Damals gab es keine Unterstützung, und sie mussten den Verlust und die Trauer allein bewältigen. Vera, eine diplomierte Kinderkrankenschwester, die auf gynäkologischen Stationen gearbeitet hat, erkannte schon früh die Notwendigkeit, Eltern von Sternenkindern zu betreuen. Oft wurde der Tod eines Kindes lediglich als ärztliche Diagnose behandelt, und die betroffenen Eltern blieben mit ihrer Trauer allein. Vera Juriatti wurde für ihren unermüdlichen Einsatz mit dem STEIRERIN AWARD in der Kategorie „Die Helferin“ ausgezeichnet.
Anderen eine Hilfe sein
Im Jahr 2020 beschlossen Vera und Rainer, einen ehrenamtlichen Verein zu gründen, um betroffenen Eltern Unterstützung zu bieten. Neben einer Online-Hilfskarte entwickelten sie sogenannte „Sternenkindboxen“. Diese Boxen enthalten Informationsmaterial zu Anlaufstellen und Hilfsadressen, die speziell für Sternenkindeltern zusammengestellt wurden. Die Boxen sind mit gedämpften Farben gestaltet und enthalten neben Informationsmaterial auch ein Öl zur Trauerunterstützung sowie Materialien für Erinnerungsstücke, wie eine Karte, auf der die Eltern den Fußabdruck ihres Kindes hinterlassen können.
Der Verein organisiert einmal im Jahr eine Sternenkind-Fachtagung in Graz, bei der Expert:innen und Betroffene zusammenkommen, um sich weiterzubilden und zu vernetzen. Die Tagung bietet Vorträge und Workshops zu verschiedenen Themen, wie zum Beispiel der Bindungsanalyse, die untersucht, wie der Körper den Geist beeinflusst und umgekehrt. Diese Vernetzung und Weiterbildung ist für die Arbeit des Vereins von großer Bedeutung, da sie den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Professionen wie Psycholog:innen, Trauerbegleiter:innen und Trauerredner:innen fördert.
Wir können nur jemanden verabschieden, den wir auch kennengelernt haben.
Vera Juriatti
Vera und Rainer arbeiten ehrenamtlich und finanzieren ihre Arbeit hauptsächlich durch Spenden. Sie planen, die Online-Sternenkind-Karte, die Hilfsadressen und Anlaufstellen für betroffene Eltern enthält, auf Deutschland auszuweiten. Bereits jetzt sind Liechtenstein und Südtirol in das Netzwerk eingebunden. Ihr Ziel ist es, dass die Sternenkind-Karte ein flächendeckendes Angebot für die Sternenkind-Hilfe im deutschsprachigen Raum bietet.
Sternenkinder fotografie
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit des Vereins ist die Sternenkindfotografie. Vera und Rainer bieten den Eltern die Möglichkeit, Erinnerungsfotos von ihrem verstorbenen Kind zu machen. Diese Fotos sind für die Eltern eine wertvolle Erinnerung und helfen ihnen, den Verlust zu verarbeiten. „Wir pflegen unser Kind nur einmal, wir wickeln unser Kind einmal und wir kleiden unser Kind einmal“, betont Vera. Die Fotografie dauert in der Regel zwei bis drei Stunden und umfasst sowohl Großaufnahmen von Haaren, Füßen und Ohren des Kindes als auch Familienfotos. Geschwisterkinder und Großeltern dürfen ebenfalls an der Fotosession teilnehmen, was für die Trauerbewältigung der gesamten Familie wichtig ist, denn „wir können nur jemanden verabschieden, den wir auch kennengelernt haben“.
Den Verlust realisieren
Wie geht man mit dem Verlust des eigenen Kindes um? Vera betont die Wichtigkeit von Zeit und Begleitung für Eltern, die ein Kind verloren haben. Sie rät betroffenen Eltern, sich nicht zu übereilten Entscheidungen drängen zu lassen und sich die Zeit zu nehmen, den Verlust ihres Kindes zu realisieren und zu verarbeiten. Der Verein bietet den Eltern verschiedene Möglichkeiten zur Bestattung ihrer Sternenkinder an, von Sammelbestattungen bis hin zu individuellen Grabstätten. Es ist Vera ein besonderes Anliegen, den Eltern die verschiedenen Optionen aufzuzeigen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die für sie passende Entscheidung zu treffen.
Dass Vera den STEIRERIN AWARD in der Kategorie „Die Helferin“ erhielt, ist für sie eine große Ehre und eine wichtige mediale Präsenz, um das Thema Sternenkinder und die damit verbundene Trauer in die Öffentlichkeit zu bringen. Zudem hat Vera vor Kurzem das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“, eine weitere Anerkennung für ihr unermüdliches Engagement, erhalten.
Die Arbeit des Vereins „Mein Sternenkind“ ist von unschätzbarem Wert für die betroffenen Eltern. Sie bietet ihnen nicht nur hilfreiche Unterstützung, sondern auch Trost und Hoffnung in einer Zeit, die von unermesslichem Schmerz und Trauer geprägt ist. Vera und Rainer haben es geschafft, aus ihrer eigenen Trauer eine Quelle der Kraft und des Mitgefühls zu machen und damit das Leben vieler Menschen zu berühren und zu verändern.
Sternenkinder Karte
HIER geht es zur Online-Sternenkind-Karte, die Hilfsadressen und Anlaufstellen für betroffene Eltern enthält.
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mehr über die Autorin dieses beitrags:
Lara Amhofer ist für die Social-Media-Kanäle der STEIRERIN zuständig und betreut das Ressort Online. Sie schreibt über Trends in jeglichen Bereichen und probiert diese auch gern mal selbst aus. Ihr Herz schlägt für Katzen, Taylor Swift und Kaffee in der Sonne.
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