© Miguel Bruna
Die STEIRERIN im Gespräch mit Feministin Smirna Malkoč, einer der Initiatorinnen der „Feministischen Gesprächsrunde“ der Grätzelinitiative Margaretenbad.
Malko hat in Sarajevo den Bachelor in Psychologie gemacht, kam 2014 nach Graz, absolvierte hier ihr Masterstudium Psychologie mit Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie. Danach arbeitete sie an der Universität Linz als Universitätsassistentin für Pädagogische Psychologie. Nun hat sie eine Professur für Pädagogische Psychologie und Praxislehre an der Pädagogischen Hochschule Steiermark in Graz (PH) und schließt bald ihr Doktorat ab. Ehrenamtlich organisiert sie die „Feministische Gesprächsrunde“.
Wie kam es zur „Feministischen Gesprächsrunde“ der Grätzelinitiative Margaretenbad?
Meine Kollegin Susanne Kink-Hampersberger und ich waren bei einem feministischen Gespräch mit Anna Majcan (Geschäftsführerin des Grazer Frauenrats) der Grätzelinitiative. Dort haben wir mit Frauen über Entwicklungen gesprochen, etwa, dass Baden oben ohne und mit Körperbehaarung in den 80ern ganz normal war und dass die Gesellschaft sich in dieser Hinsicht eher rückentwickelt hat. Das hat mich überrascht, weil in meinem Umfeld bin ich in einer gewissen Bubble und da war der Input von außen. Wir dachten uns, es wäre schön, wenn diese Treffen öfter stattfinden. Jetzt organisieren wir – Anna, Susanne und ich – die „Feministische Gesprächsrunde“. Und daraus ist auch die Aktion „FrauenStrand im Margaretenbad“ entstanden. Da haben wir letzten Sommer einen Tag im Margaretenbad einen Bereich für Frauen abgesperrt, einen Safe Space, und es waren auch Awareness-Teams vor Ort. Die Aktion entstand in Kooperation mit dem Grazer Frauenrat. Aus einer Umfrage ging hervor, dass rund 58 Prozent der über 350 Teilnehmerinnen negative Erfahrungen in öffentlichen Bädern gemacht haben.
Wie laufen eure Gesprächsrunden ab?
Wir treffen uns ungefähr alle zwei Monate. Manche Frauen kommen immer wieder, es sind aber auch immer wieder neue dabei, die etwas Neues mit einbringen. Es freut uns, dass viele Frauen darauf aufmerksam geworden sind, auch durch den „FrauenStrand“ und größere Initiativen, die wir machen. Wir besprechen natürlich feministische Themen, aber auch, was uns bewegt und was man selbst im eigenen Umfeld verändern kann.
Wie ist es dazu gekommen, dass du dich mit feministischen Themen auseinandersetzt?
Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich mich mit dem Thema geschlechtstypische und -untypische Berufsauswahl bei Jugendlichen beschäftigt. Studien zeigen, dass auch wenn Mädchen gleiche Fähigkeiten wie Buben im Bereich Mathematik haben, sie sich trotzdem schlechter einschätzen. Das Gleiche gilt für Buben bei Sprachen. Es hat mich überrascht, dass das Geschlecht so einen starken Einfluss auf uns hat. Weil ich als Mädchen habe mir immer gedacht, ich kann wirklich alles schaffen. So bin ich aufgewachsen. Und dann habe ich entdeckt, dass ich auch da in meiner Bubble war und dass ich viel Unterstützung hatte in meinem Umfeld. Da habe ich mich gefragt, wie es wohl anderen Frauen geht, die weniger Empowerment im Alltag erfahren.
Was bedeutet für dich persönlich, Frau zu sein?
Schwierige Frage. Frau zu sein bedeutet für mich, auch irgendwie Mensch zu sein. Und Feminismus sollte dazu beitragen, dass Frauen und Männer gleichgestellt sind. Optimal wäre es, wenn es keinen Unterschied machen würde, ob jemand Frau oder Mann ist, sondern einfach Mensch. Aber Frau zu sein bedeutet für mich auch, zu dieser Gruppe zu gehören, die in unserer Gesellschaft strukturell diskriminiert wird und gewisse Nachteile erfährt aufgrund des Geschlechts. Und da sehe ich eine große Verantwortung für mich, dass ich gegen diese Nachteile für Frauen kämpfe. Und nicht nur für Frauen, sondern für alle Gruppen, die diskriminiert werden.
Was muss sich deiner Meinung nach in der Gesellschaft ändern?
Alle Strukturen und alles, was zu Diskriminierung beiträgt. Grundsätzlich glaube ich, dass jede Person im eigenen Umfeld dagegen kämpfen kann. Die Aktion „Frauen*Strand“ hat mir gezeigt, dass sich viele Personen – auch Frauen – mit dem Thema Gleichberechtigung nicht so beschäftigen, und ich glaube, durch diese Aktion haben wir viele darauf aufmerksam gemacht, womit Frauen zu kämpfen haben. Und die Rückmeldungen waren auch sehr positiv. Also ich glaube, wir können klein anfangen, aber groß denken.
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