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Milena Bucek bricht das Schweigen und ruft mit ihrer Online-Plattform „Ovaryacted“ eine Bewegung ins Leben, die die Normalisierung der Frauengesundheit vorantreibt, Medical Gaslighting aufzeigt und Betroffenen eine Stimme gibt.
Es ist wie eine stille Epidemie in der Frauengesundheit: Stellen Sie sich vor, Sie haben jeden Monat unerträgliche Schmerzen, die Ihr Leben bestimmen. Sie gehen von Arzt zu Arzt, doch niemand nimmt Sie ernst. Endometriose betrifft weltweit Millionen von Frauen, doch die meisten von ihnen leiden im Stillen. Diese Krankheit ist nur eines der vielen Tabuthemen, die Milena Bucek mit ihrer Plattform „Ovaryacted“ ans Licht bringt.
Frauengesundheit: Ovaryacted
Mit ihrer Online-Plattform hat die Grazerin es sich zur Aufgabe gemacht, die psychische wie physische Frauengesundheit in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion zu rücken. Ihre Plattform „Ovaryacted“ entstand aus der Frustration über die mangelnde Aufklärung und Unterstützung für Frauen, die mit gesundheitlichen Problemen kämpfen. Und weil sie erkannte, dass – wenn betroffene Frauen in den Austausch gehen – sie sich weniger alleine damit fühlen und erkennen können, dass es auch anderen Frauen so ergeht. Dabei soll „Ovaryacted“ mehr als nur eine Informationsquelle sein, es ist eine Gemeinschaft, die Frauen ermutigt, ihre Geschichten zu teilen und Frauengesundheit endlich zu normalisieren.
Auf Social Media nimmst du Missstände und Tabuthemen in der Frauengesundheit in den Fokus?
Milena Bucek: „Ovaryacted“ umfasst psychische und physische Frauengesundheit, da es mir wichtig ist, dass Frauen in den Dialog miteinander kommen, was in ihnen und ihrem Körper vorgeht. Den Impuls dazu hatte ich, als ich von Leiden anderer Frauen hörte und ich merkte, wie es ihnen half, mit einer Frau in den Austausch zu gehen. Zu zeigen, dass es auch anderen Frauen so ergeht, ist mein größtes Ziel.
Warum sind Frauenthemen überhaupt noch ein Tabuthema?
Meiner Meinung nach ist unsere leistungsorientierte und auch männlich ausgerichtete Gesellschaft damit überfordert, mit weiblichen Zyklen und den damit verbundenen Lebensumständen umzugehen. Wir Frauen wurden über Jahrhunderte hinweg unterdrückt, somit auch jegliche Themen, wie sich der weibliche Organismus, der Zyklus und auch die Probleme, die damit einhergehen, verhalten.
Welche Missstände siehst du im Gesundheitssystem, wenn es um die Behandlung und Anerkennung von frauenspezifischen Gesundheitsproblemen geht?
Das größte Problem ist, dass Frauen und ihre gesundheitlichen Probleme laut vielen Mediziner:innen nicht existieren bzw. als „normal“ abgetan werden. Zum Beispiel: Schmerzen während der Periode seien normal und Frauen sollen sich nicht so anstellen. Dass aber Schmerzen auch Indikatoren für eine hormonelle Dysbalance sein können und somit eventuelle Ursachen wie Endometriose oder PCOS aufzuzeigen versuchen, wird leider kaum kommuniziert. Es findet zu wenig Ursachenforschung in der weiblichen Medizin statt, stattdessen werden Symptome eingestellt, indem man etwa die Pille verschreibt.
Wie lässt sich ein Frauentabuthema nun aufbrechen?
Indem Frauen miteinander kommunizieren und sich gegenseitig unterstützen. Oder noch besser: indem Frauen auch mit Männern und umgekehrt kommunizieren und wir uns alle gegenseitig besser verstehen lernen und auch lernen, einander ernst zu nehmen.
Du bist selbst Betroffene. Wie gehst du damit um?
Ich versuche mir, so gut es mir möglich ist, Wissen anzueignen – und ich frage meine behandelnden Ärzt:innen ständig Löcher in den Bauch. Wenn es mir Arzt A nicht beantworten kann, gehe ich zu Arzt B. Zusätzlich gehe ich mit anderen Frauen in den Austausch und versuche damit auch ein wenig Ursachenforschung zu betreiben.
Welche psychische Belastung erfahren Frauen durch das Stigma um ihre Gesundheitsprobleme?
Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie mich „Medical Gaslighting“ fast in den Wahnsinn getrieben hätte, weil Ärzt:innen mich und meine Symptome nicht ernst genommen haben. Diese Ohnmacht in Bezug auf den eigenen Körper zu erleben, lässt jede Betroffene verzweifeln und richtet oftmals sehr viel Schaden in Bezug auf Selbstwert, Vertrauen zur eigenen Intuition in unseren Körper an.
Gibt es genügend Forschung und Entwicklung im Bereich der Frauengesundheit, insbesondere bei Erkrankungen wie Endometriose oder HPV?
Nein. Vor allem in der Ursachenforschung vieler dieser Krankheiten stehen wir meines Erachtens erst am Anfang, eben aufgrund dessen, dass immer nur Symptome behandelt werden und nicht die darunter liegende Ursache. Die Forschung zu weiblichen Geschlechtshormonen bietet leider ebenso zu wenig zugängliches Material bzw. haben viele Mediziner:innen zu veraltetes Wissen. Frauen müssen endlich den gleichen Stellenwert in der Medizin und Forschung erhalten wie Männer. Und zu guter Letzt müssen auch Männer mehr darüber aufgeklärt werden, was ihre Verantwortung ist – gerade im Bezug auf sexuell übertragbare Krankheiten wie HPV.
Wie können wir eine Gesellschaft gestalten, in der Frauengesundheitsthemen nicht mehr tabuisiert werden?
Klären wir Frauen, Mädchen, Männer und Buben mehr auf und leben wir einen offeneren Umgang mit dem eigenen Körper. Denn wie oft wird Frauen vermittelt, dass sie während der Periode schmutzig seien? Und meiner Meinung nach der wichtigste Punkt: Frauen ernst nehmen, wenn sie sich mit medizinischen Problemen an Mediziner:innen wenden, anstatt ihnen ständig das Gefühl zu vermitteln, dass sie etwas einfordern, worauf sie vermeintlich keinen Anspruch hätten. Das Gesundheitssystem sollte dazu da sein, um Frauen zu helfen – und nicht, um sie künstlich krank zu halten und ihnen ihr Selbstvertrauen zu rauben.
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Die Autorin dieses Beitrags:
Yvonne Hölzl, Redakteurin der STEIRERIN, ist verantwortlich für die Rubrik Style und Wohnen. Neben ihrer Kreativität beim Schreiben zeigt sie auch handwerkliches Geschick, wenn sie handgemachte Strickwerke zaubert. In ihrer Freizeit ist die Naturliebhaberin mit ihrem Windhund Toto oft im Wald anzutreffen.
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