Witchfluencer
Spirituelle Wegweiserinnen sind wieder groß im Kommenund wecken mit Frauenkräuterkunde, Mondwissen und Räuchern die Urkräfte in uns.
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Hexen, hellsichtige Influencer, Witchfluencer, spirituelle Coaches – auf Social Media ist die esoterische Nische nun verstärkt gefragt. Die moderne Hexe zeigt sich heute nämlich im Internet und löst damit einen Hype aus. So findet man unter #witchesofinstagram 9,8 Millionen Beiträge. Vor allem der Begriff „Hexe“ feiert ein Comeback und beschreibt eine Frau, die naturverbunden ist, ihre Weiblichkeit feiert und Traditionen ehrt.
Woher dieser Trend kommt? Eine Forschung von „Life Way Christian Resources“ ergab, dass 72 Prozent der Millennials sich als spirituell, nicht aber als religiös bezeichnen. Und gerade in Zeiten, in denen Female Empowerment, Selbstliebe und Nachhaltigkeit propagiert werden, finden viele ihren Zugang zum Glauben lieber durch kleine Rituale, um sich mental zu stärken. Den jungen Followern der Witchfluencer werden daher Kräuterrezepte, Bräuche und die persönliche Auffassung von zeitgemäßer Magie vermittelt. Sie sollen mental stärken und die Gesundheit auf natürliche Weise im Einklang halten. Und so ganz nebenbei kann ein Liebeszauber wohl auch nicht schaden.
Ähnliches steht sogar auf dem „Stundenplan“ der Ersten Grazer Hexenschule, die 2012 von Kräuterpädagogin und Hexe Romana Pfleger gegründet wurde. In ihren Workshops werden Fragen zur Herstellung von natürlichem Antibiotikum, Frauenkräuter und Mondphasen geklärt. Aber auch Tarot und alte Bräuche sind Teil ihres Hexenlebens – stets im Einklang mit Natur und Geist.
Interview mit Romana Pfleger, Leiterin der ersten Grazer Hexenschule
Wie sind Sie denn auf die Idee einer Hexenschule gekommen?
Romana Pfleger: Ich habe die Hexenschule 2012 eröffnet und bisher an die 700 Schüler aus ganz Österreich in Hexenkunst unterrichtet! Die Idee kam, als ich die Ausbildung zur Kräuterpädagogin machte. Ich wuchs mit Kräutern und Magie auf. An mich und an diese Idee hat jedoch keiner geglaubt – aber ich bin damit seit zwölf Jahren erfolgreich.
Was ist denn überhaupt eine Hexe in dieser modernen Zeit?
Hexe ist ein Schimpfwort der Kirche. Ich bezeichne mich als Hexe, weil es für mich bedeutet, dass ich weiß, was ich denke, was ich spreche, wie ich handle und wie sich dadurch mein Leben entwickelt. Wir drehen an unserem Schicksalsrad, um dort hinzukommen, wo wir hinmöchten.
Und wer kommt zu Ihnen in die Hexenschule?
Von der Lehrerin, der Krankenschwester, der politischen Abgeordneten bis hin zu Arbeiter:innen und Angestellten aus den verschiedensten Sparten.
Weiße Magie und schwarze Hexenkunst … Wo hört das eine auf und wo fängt das andere an?
Für mich ist Magie bunt! Weiß heißt im „Guten“, Schwarz im „Schlechten“. Natürlich geht beides nach wie vor – und wie sogar! Die Gefahr liegt immer nur darin, dass mich Magie nie beherrschen darf, sondern in meinen Alltag einfließen soll, wie tägliches Kochen oder Zähneputzen!
Mondwissen, Kräuterkunde, Räuchern
Mondwissen, Kräuterkunde und Räuchern gehören zur Hexenausbildung?
Genau. Wissen Sie, der Mond beeinflusst uns täglich, Kräuter helfen seit Jahrtausenden und Räuchern ist die einzige Möglichkeit, Energie zu binden. In der Magie ist enorm viel möglich, aber auch sie hat ihre Grenzen. Man bekommt immer nur das, was einem auch zusteht, und nicht mehr. Das kann man sich übrigens in einer kabbalistischen Berechnung anschauen, die, gleich wie die Astrologie, ein Fakt ist und kein Orakel.
Sie lehren auch Praktisches zu natürlichen Antibiotika.
Richtig. Natürliche Antibiotika sind wirksam für den gesundheitlichen Aufbau und hilfreich im Akutfall. Das ist keine Hexenkunst – außer dass wir darüber Bescheid wissen –, den Rest schenkt uns Mutter Natur.
Gerade die Frauengesundheit zeigt auf, dass Frauen anders ticken.
Ja genau, viele Problematiken von Frauen kann man erstaunlich gut in den Griff bekommen und jeder Frau ein gesundes Frauendasein schenken. Von der jungen bis zur reifen Frau sind dank Frauenkräutern viele Möglichkeiten gegeben.
Welche „Zaubertränke“ sind bei Junghexern am gefragtesten?
Ein Ritual ist ein Anschubser in die Richtung, die man braucht. Egal ob für Geld-, Liebes-, Gesundheits- oder Jobfragen. Man sollte jedoch wissen: Mit so manchem Ritual muss man auch in die schwarze Magie gehen – quasi mit einem Bein! Oftmals lässt sich weiße von schwarzer Magie nicht trennen.
Wie zelebrieren Hexen den Jahreswechsel?
Den Jahreswechsel feiern wir wie andere auch. Am nächsten Morgen ziehen wir uns komplett frisch an, waschen Gesicht und Hände mit Geldwasser. Wir räuchern das Haus ein – nicht aus – und gehen in die Stille über.
Tarot ist Teil der Magie: Welche Prognose können Sie für das Jahr 2024 abgeben?
2024 wird ein Sonnenjahr! Viele Menschen werden im nächsten Jahr das durchziehen, was sie schon lange wollten: sich in den Vordergrund stellen!
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