VielschichtigePersönlichkeit(en)
Die vielseitige Künstlerin Asma Kocjan war lange Zeit ein international gefragtes Fotomodell. Jetzt befasst sie sich erfolgreich mit abstrakter Acrylmalerei und Collagentechniken, versucht sich aber auch gerne an neuen Techniken.
© privat
Erst kürzlich kam Asma Kocjan, die schon als Kind gerne malte, von der ArtMuc Kunstmesse zurück. „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich mit meinen Figuren von der Jury unter den vielen Bewerbern dafür ausgewählt wurde.“ Ihre Schaffens-Zyklen sind geprägt von der intensiven Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen. Ihre Werke wurden neben zahlreichen Städten in Österreich unter anderem bereits in London, Berlin, Madrid, Venetien, Palma de Mallorca, Ibiza, Miami, Los Angeles und New York City ausgestellt.
Viele Jahre lang arbeitete die attraktive Künstlerin erfolgreich als Model für internationale Modezeitschriften wie die Vogue, sie übernahm kleinere Schauspiel-Rollen und war auch am Mailänder Laufsteg sehr begehrt. „Mittlerweile bin ich mit meiner Kunst so anerkannt, dass ich davon sehr gut leben kann. Aber anfangs habe ich alles, insbesondere meine Ausbildung – 1993 bis 1994 an der Universität für angewandte Kunst in Wien und 1995 bis 1998 an der Akademie der bildenden Künste in Prag – mit meinen Model-Jobs finanziert. Ich hatte das Glück und konnte so mit meinem ersten Traumberuf den Grundstein für meine immer in mir keimende Berufung zur freischaffenden Künstlerin legen.“
Das Model, das malt
Asma Kocjan weiß, dass Kunst nur zu machen nicht genügt. Es gehört auch eine gute Vermarktung dazu. Sie selbst ist eine „gute Mischung“. „Ich war es schon während meiner Modelzeit gewohnt, mich selbst zu vermarkten. Teilweise berate ich heute sogar Galerien“, erklärt sie, „vielleicht mache ich einmal selbst eine Galerie auf – noch habe ich zu wenig Zeit dafür.“
Anfangs bezeichnete man sie oft als „das Model, das malt“. „Ich war halt als Model außerordentlich bekannt, und im Nachhinein gesehen hat es mir sehr geholfen und mich schneller an mein Ziel gebracht. Es ist ja ein großer Teil meiner Biografie – und ich bin stolz darauf.“
Als Perfektionistin kann es passieren, dass sie Bilder überarbeitet. „Wie alles im Leben ist auch das Malen ein ständiger Lernprozess und ich finde meinen Entstehungsweg rückblickend sehr spannend. Habe ich anfangs sehr abstrakt gemalt, begann ich später, meine Figuren richtig ‚rauszukratzen‘. Das mache ich noch immer, aber mit unterschiedlichen Techniken. Je mehr Schichten, desto besser“, schmunzelt Asma Kocjan, „ich kratze und die Figur hüpft mir entgegen. Wenn ich heute ein abstraktes Bild male, sehe ich in den meisten Fällen schon die Figuren darin – und dann kann es nicht abstrakt bleiben.“
Von der Model- in die Kunstwelt
Im Frühjahr war die vielseitige Künstlerin zu einer Fortbildung bei einem namhaften abstrakten Künstler in Deutschland eingeladen. „Diese expressive Abstraktmalerei hat mir sehr viel Input gegeben. Meine Figuren sind noch abstrakter geworden und ich habe neue Schütttechniken gelernt.“ Gerne malt sie auch auf Papier. „Anders als auf einer Leinwand hat das mehr Leichtigkeit. Während der Coronazeit habe ich vermehrt Modezeichnungen gemacht, was mich an die Ortweinschule zurückerinnert hat. Denn ursprünglich wollte ich in die Mode gehen, aber es wurde die Modelwelt.“ Irgendwann fragte sie sich aber, ob sie immer nur modeln wolle. „Als mich dann 2001 mein damaliger Freund ermutigte, wieder zum Pinsel zu greifen, war ich sofort wieder drin und fand nach einiger Zeit auch meinen eigenen Stil, mein Wiedererkennungsmerkmal.“ Sie lebte damals mit ihren Töchtern in Salzburg und vervollständigte ihre künstlerische Ausbildung von 2006 bis 2008 an der nahe gelegenen Kunstakedemie in Bad Reichenhall, Deutschland.
„Später kamen dann meine ,Legends‘ – Bilder bekannter Persönlichkeiten – dazu, die mir extrem viel Spaß machen. Zuletzt malte ich übrigens Amy Winehouse, es dürfen aber auch interessante lebende Personen sein.“ Eines ihrer Lieblingsbilder aus diesem Zyklus ist das von Romy Schneider. „Es ist richtig cool und ich habe es Atmosphere genannt.“
Nachwelt bestimmend
Meist arbeitet Asma Kocjan an mehreren Bildern gleichzeitig. „Das gelingt mir aber nicht bei meinen Legends“, erklärt sie, „die nehmen mich zu sehr in Anspruch.“ Sie trennt sich zwar meist schwer von ihren Bildern, freut sich aber, wenn sie schöne Plätze bekommen. „Bilder suchen sich die Menschen aus. Menschen glauben, dass sie das tun, aber es ist eigentlich umgekehrt.“
Oft arbeitet sie bis in die Nacht. „Es macht mich wahnsinnig, wenn ein Bild nicht nach meinen Vorstellungen entsteht. Ich muss so lange weitermalen, bis ich das Gefühl habe, jetzt passt es – und manchmal passt es lange nicht“, lacht die Perfektionistin. Wichtig ist ihr auch, dass ihre Bilder ein Gefühl, ein Statement nach außen tragen. „Es gibt den schönen Satz ‚Was Kunst ist, bestimmt die Nachwelt‘, es soll ja was übrig bleiben von mir. Ja, was rauszutragen ist überhaupt das Wichtigste“, ergänzt sie etwas nachdenklich.
Jetzt freut sie sich aber erst einmal darauf, Teil der Ausstellung „Epic Women“ in der Bakerhouse Gallery zu sein, und auf ihre Einzelausstellungen im April bei der Südsteiermark Classic und im Herbst bei der Merkur-Versicherung in Graz.
Ich kann nicht anders, als kreativ zu sein.
Künstlerin Asma Kocjan
Zur Person
Asma Kocjan lebt und arbeitet in Graz und Wien als freischaffende Künstlerin.
Stationen ihrer Ausbildung: Abitur an der HTBLVA Graz, Abteilung Kunst und Design. Meisterklasse für Malerei, 1993 bis 1994 Universität für angewandte Kunst in Wien, 1995 bis 1998 Akademie der bildenden Künste in Prag, 2006 bis 2008 Studium an der Kunstakademie Bad Reichenhall, Deutschland. Zeitgleich arbeitete sie bis 2000 als internationales Fotomodell.
Sie hat drei Töchter: Caro, Antonia und Aisha.
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