Transplantationen und Nachsorge mit Skalpell und Herz
STEIRERIN-AWARDS-Gewinnerin Daniela Kniepeiss
Daniela Kniepeiss, Gewinnerin des STEIRERIN AWARD 2024 in der Kategorie „Die Visionärin“. © Thomas Luef
Daniela Kniepeiss, die Gewinnerin des STEIRERIN AWARD 2024 in der Kategorie „Die Visionärin“, ist eine von vier Transplantations-chirurginnen in Österreich.
Schon als Schülerin entdeckte Daniela Kniepeiss ihre Faszination für die Medizin. Ein Buch über die erste Herztransplantation von Christiaan Barnard weckte in ihr den Wunsch, sich genauer mit diesem Gebiet auseinanderzusetzen. „Ich dachte mir, dass ich einmal in meinem Leben gerne eine Herztransplantation sehen würde“, erinnert sie sich – und entschied sich gegen das Klavier und für das Skalpell. Während ihres Medizinstudiums faszinierte sie die Möglichkeit, durch chirurgische Eingriffe lebensrettende Wirkung zu erzielen – ganz besonders die präzise Transplantationschirurgie.
Steiler Aufstieg
Nach Abschluss des Studiums begann Kniepeiss als Gastärztin auf der Klinischen Abteilung für Transplantationschirurgie und erhielt im Januar 1999 eine feste Assistentenstelle. Von da an spezialisierte sie sich auf die Transplantation abdomineller Organe, insbesondere Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse. In den letzten 25 Jahren führte die Steirerin zahlreiche Transplantationen durch, wobei Lebertransplantationen zu ihrem Spezialgebiet wurden. „Ich habe das Programm viele Jahre geleitet und den Großteil meiner Forschung in diesem Bereich gemacht“, erklärt sie. Heute ist die 53-Jährige Funktionsoberärztin für Transplantation und Qualitätsmanagement und hat die Leitung über die chirurgische Transplantationsambulanz am LKH-Universitätsklinikum Graz. Neben ihrer klinischen Tätigkeit hat sie auch einen starken akademischen Hintergrund aufgebaut. Sie absolvierte einen MBA für Health Care and Hospital Management und erlangte das europäische Zertifikat für Transplantationschirurgie (FEBS). In ihrer Rolle als langjährige Ausbildungsoberärztin setzt sie sich bis heute für die Förderung der nachfolgenden Chirurg:innengeneration ein.
Nachsorge-App
Aber Kniepeiss ist nicht nur Chirurgin, sondern hat auch eine Nachsorge-App für Transplantationspatient:innen entwickelt. Die App unterstützt Patient:innen mit Erinnerungen für Medikamenteneinnahme und regelmäßige Untersuchungen und bietet Informationen zu Sport, Ernährung und Lebensstil. Zudem sollen durch die App Selbstkontrollen, wie etwa Zuckerwerte und Körpergewicht, erleichtert werden. Eine Abbildung in ELGA ist geplant und es wird gerade ein Telemedicine-Care-Team in der Ambulanz aufgebaut, um die Patient:innen auf die App einzuschulen und die Daten zu administrieren.
Organisatorische Herausforderungen
Große Herausforderungen in der Transplantationschirurgie liegen im organisatorischen Bereich, da es unvorhersehbar ist, wann ein Organ verfügbar ist. „Das Team muss stets bereit sein, zusätzlich zu den regulären Diensten, außerdem finden die meisten Transplantationen aus organisatorischen Gründen in der Nacht statt“, so Kniepeiss. Diese Anforderungen sind besonders für Frauen mit familiären Verpflichtungen eine Herausforderung. Sie betont: „Ohne meine Familie wäre mein Beruf nicht möglich gewesen oder ich hätte auf ein eigenes Kind verzichten müssen, was für mich nie denkbar gewesen wäre. Großes Danke an meine Familie für diese Unterstützung!“
Schöne Momente
Das Schönste an ihrem Beruf ist für die Steirerin, Patient:innen durch eine Transplantation ein neues Leben zu schenken. Ein besonderer Fall in ihrer Karriere war eine knapp über 20-jährige Triathletin, die aufgrund einer Überdosierung von Vitamin B ein akutes Leberversagen erlitt. Das Team konnte in letzter Minute ein Spenderorgan finden und die lebensrettende Transplantation erfolgreich durchführen. Heute, Jahre nach dem Eingriff, führt die Patientin ein normales Leben. „Das war sicher einer meiner größten und schönsten Erfolge“, sagt sie, aber auch alle Zusatzausbildungen und den Beruf mit Familie/Kind geschafft zu haben, macht sie stolz.
Breite Öffentlichkeit
Der Gewinn des STEIRERIN AWARD war für Kniepeiss eine große Ehre und Anerkennung ihrer Arbeit. „Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet, weil ich dachte, dass sich unter meiner Tätigkeit niemand etwas vorstellen kann und man denkt, dass Transplantation nur für wenige ein Thema ist. Dabei gibt es so viele transplantierte Menschen in der Steiermark, es kann einen unerwartet treffen.“ Sie sieht den Award als eine wichtige Gelegenheit, mehr Bewusstsein für die Transplantationschirurgie zu schaffen und die Bedeutung dieser Eingriffe hervorzuheben. „Viele wissen nicht, dass wir in Graz eine Transplantationschirurgie anbieten und Patient:innen zu uns überwiesen werden können“, erklärt sie.
Ein weiterer Aspekt, der ihr besonders am Herzen liegt, ist die Förderung junger Frauen in der Medizin. „Ich möchte zeigen, dass es möglich ist, so eine Chirurgie/Medizin als Frau machen zu können, und andere Frauen dafür ermutigen“, sagt sie.
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Mehr über die Autorin dieses Beitrags:
Betina Petschauer ist Redakteurin bei der STEIRERIN und hauptsächlich für die Ressorts Genuss, Leben, Freizeit, Menschen und Emotion zuständig. Als Foodie zieht sich die Leidenschaft für Essen und Trinken durch alle Bereiche ihres Lebens. Daneben schlägt ihr Herz für Serien, Filme und Bücher, die sie in der Rubrik „Alltagspause“ auch regelmäßig rezensiert.
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