Schauspielerin und Regisseurin Lisa-Lena Tritscher im Gespräch
Und .... Action!
© Eva-Maria Guggenberger
Als Kind dachte Lisa-Lena Tritscher, „dass man als Schauspielerin irgendwo ‚entdeckt wird‘. Erst später wurde mir bewusst, dass es eine Ausbildung und ein Handwerk ist“, erzählt die attraktive Steirerin, die erst Germanistik und Dramaturgie an der Kunstuniversität Graz und später Schauspiel in Wien studierte. „Meine Mama hat mich immer gefördert, ermöglichte mir die Tanzschule, Gesangsunterricht und besuchte mit mir Theater. Als Dramaturgin agiert man ja hinter den Kulissen. Aber als ich den Schauspielern bei den Proben auf der Bühne zusah, entstand eine irrsinnige Sehnsucht in mir, auch Teil so einer Gruppe zu sein und eine gemeinsame Geschichte zu erzählen. Ich bin ein Rudeltier, ein Familien- und Ensemblemensch, ich mag einfach das gemeinsame Arbeiten.“
Ob hinter den Kulissen oder vor der Kamera, im Leben der 35-Jährigen spielen viele kreative Talente eine Rolle: Sie arbeitet auch als Model, liebt Fotografie und macht Stylings. „Ich mag Mode als eine Kunstform und arbeite immer wieder gerne mit spannenden Fotografen und Designern. Es interessiert mich, wie ein Bild eine Geschichte erzählt, wie man so etwas zusammensetzt.“ Der klassische Laufsteg interessiert sie aber nicht. Auch Einrichten macht ihr viel Spaß. „Ich kann stundenlang suchen, bis ich die eine Lampe gefunden habe, und die sogar günstig.“ Da ihr Großvater einen Tischlereibetrieb hatte, „werden in meiner Familie schöne Möbel sehr wertgeschätzt und ich habe auch einige Familienstücke, an denen ich sehr hänge“. Im Übrigen achtet Lisa bei Kleidung, Einrichtung und Nahrung sehr auf Nachhaltigkeit.
Moderieren, Texten und Co.
Aber die überzeugte Vegetarierin hat noch weitere Standbeine. „Seit einem Jahr arbeite ich als freie Moderatorin bei Ö1, schreibe meine Texte dafür selbst und moderiere live. Das war total neu für mich und sehr interessant, denn dabei ist mein Gesicht ja anonym und ich arbeite nur mit meiner Stimme. Aber es macht so viel Spaß, mich immer weiterzuentwickeln.“
Da Lisa immer freiberuflich war, hat sich das mit ihren verschiedenen Standbeinen gut ergeben. „Viele unterschiedliche Sachen zu machen, finde ich toll, und solange das funktioniert, ist das wunderbar. Der Arbeit am Set gebe ich aber schon absolut den Vorzug.“ Sie ergänzt noch, dass sie gemeinsam mit einer Freundin auch an einem Drehbuch arbeitet. „Schreiben macht mir ebenso wahnsinnig viel Spaß und wir hatten eine gute Idee für ein Drehbuch. Wir haben sogar eine kleine Förderung erhalten und so machen wir Step by Step weiter.“ Sie verrät nur noch, dass es in Richtung Komödie geht.
Alles rundherum vergessen
Dreimal führte Lisa mittlerweile Regie, unter anderem inszenierte sie die Tragikomödie „Donna Annas Gebiss“ zum Jubiläum von Autor Günther Freitag im Stadttheater Leoben. „Das war eine tolle Arbeit und schöne Erfahrung. Ich kenne das Stadttheater ja schon als Kind. Zu den Endproben bekam ich den Schlüssel und es hieß: ‚Wenn Sie gehen, schalten Sie bitte das Licht aus.‘ Und ich dachte, jetzt habe ich mein eigenes Theater bekommen“, lacht sie herzlich. „Wenn man als Schauspieler Teil eines Theaterstücks ist, versucht man, das Bestmögliche zu machen, aber als Gesamtverantwortliche saß ich wahnsinnig nervös im Zuschauerraum und dachte, wenn das in die Hose geht, bin ich zu 100 % selber schuld.“ Aber alles ging gut.
Humorvoll erzählt die vielseitige Schauspielerin, die gerade SOKO Linz drehte, dass sie immer wieder Rollen angeboten bekomme, für die sie sich selbst nie besetzen würde. „Ich habe beispielsweise oft extrem erdige, bodenständige und brachiale Rollen, in denen ich laut, ungeschminkt und mit verfilzten Haaren spiele. Ich finde das großartig und liebe es, dass man mir die Chance gibt, sowohl eine Kommissarin als auch eine rotzige Verbrecherin zu spielen.“
Beim Drehen gelingt es ihr, alles um sich herum zu vergessen. „Wenn ich auf der Bühne stehe, tut mir auch nichts weh. Ich habe im Sommer mit einem Bandscheibenvorfall Theater gespielt, aber auf der Bühne spürte ich ihn nicht.“
Veränderungen machen Spaß
Beim Thema Machtmissbrauch hat sie das Gefühl, dass mittlerweile genauer hingeschaut wird. „Es werden Vorträge zum Verhalten am Set gehalten und auf jeder Dispo stehen Adressen, wohin man sich bei Machtmissbrauch wenden kann.“
Auf die Frage nach einem Wunschregisseur kommt es, ohne nachzudenken: „Christian Petzold. Das ist hoch gegriffen, aber ich finde seine Filme großartig. In Österreich drehe ich wahnsinnig gerne mit David Schalko. Bei ihm habe ich immer den Wunsch, ich hätte 100 Drehtage. Mit ihm und seinem tollen Team würde ich immer wieder arbeiten.“
Sie hofft, einmal eine Action-Heldin oder in einem großen Historienfilm spielen zu können. „Ich arbeite sehr gerne körperlich, hätte kein Problem, für eine Rolle ein halbes Jahr zu trainieren, zuzunehmen oder meine Haare abzurasieren. Veränderungen und tief in eine Rolle einzutauchen, machen mir extrem viel Spaß.“
Neben ihren Moderationen für Ö1 stehen heuer noch einige Model-Auftritte am Programm. Für Filme ist noch einiges in der Schwebe „und über ungelegte Eier spricht man nicht“, lacht Lisa herzlich.
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