Nici Schmidhofer

Ein Jahr nach Skikarriere-Ende: Nici Schmidhofer im Gespräch

Das macht die ehemalige Skirennläuferin jetzt

5 Min.

© Martin Schönbauer

Sie ist Super-G-Weltmeisterin und Abfahrtsweltcup-Siegerin. Jetzt hält sie Vorträge, hat einen Podcast, fährt als Kamerafrau und macht die Ausbildung zur Masseurin. Die ehemalige Skirennläuferin Nici Schmidhofer im Gespräch ein Jahr nach ihrem Skikarriere-Ende.

Sie ist schon ihr ganzes Leben lang einen etwas anderen Weg gegangen. Da Leistungssportlerin Nici Schmidhofer nicht von zu Hause wegwollte, besuchte sie keine sportspezifische Schule, sondern die dreijährige Fachschule in Murau. Sie feierte zwar große Erfolge, musste sich aber auch mit Verletzungen herum­schlagen. „Schlimmer als die Verletzung des Kreuzbandes 2016 war für mich im Frühjahr 2012 zu hören, dass ich nicht mehr im Kader war. Meine Eltern haben sofort gesagt: ‚Nici, wenn du weitermachen willst, finanzieren wir dir das, aber wenn du aufhören willst, ist das auch in Ordnung.‘“ Dafür ist sie ihren Eltern heute noch sehr dankbar. „Ich war damals 24 Jahre alt und meine Entscheidung weiterzufahren war schnell klar.

Nicht mehr im Kader zu sein zeigte mir, wie viel etwa ein Trainingskurs kostet und dass es kaum professionelle Skitrainingsmöglichkeiten für Speedfahrerinnen außerhalb des ÖSV gibt. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und ich sehe sie als Gewinn für mein weiteres Leben an.“ Und sie kämpfte sich zurück. „Ich habe gesagt, ihr könnt die Schmidhofer schon wegschießen, aber wie ein Boomerang kommt sie immer wieder.“ Leicht nachdenklich meint sie noch: „Ich hatte das riesengroße Privileg, ich habe immer dürfen und nie müssen. Meine Eltern haben mich nie zu etwas gedrängt.“

Immer wieder aufstehen

Wirklich schlimm war dann ihr Sturz in der Saison 2020/21 in Val-d’Isère, wo sie einen Verrenkungsbruch und einen kompletten Riss aller Bänder im linken Knie erlitt und Gefahr lief, ihr Bein zu verlieren. „Aber ich habe damals so viel Schmerzmittel bekommen, dass ich etwas realitätsfern war und die ganze Aufregung gar nicht richtig verstand. Es hat für mich nie die Option gegeben, dass mein Bein weg ist. So wie ich 2012 wusste, ich fahre wieder in den Kader zurück, so habe ich bei dieser schweren Verletzung gewusst, ich gehe wieder Skifahren. Mein Ziel für die Saison war, die WM in Cortina zu fahren; das musste ich zwar aufgeben, aber ich dachte sofort, dann fahre ich halt 2022 zu Olympia.“ Daraus wurde dann aufgrund körperlicher Probleme im ersten Comeback-Versuch nichts.

Im Jänner 2023 war ihr dann klar, dass sie aufhören würde. „Ich fuhr zwar noch immer Top-10-Plätze, aber die Freude am erreichten Ergebnis war nicht mehr dieselbe, es hat mich nicht mehr so glücklich gemacht wie vor der Verletzung.“ Sie ließ sich zwar überreden, die Saison zu Ende zu fahren, „aber ich merkte, dass ich mich nicht mehr 100 Prozent zu geben traute.“ An ihrem Geburtstag am 15. März 2023 gab sie zum Ende der Saison beim Super-G in Soldeu ihren Rücktritt bekannt. „Das Schlimmste für einen Sportler ist, wenn man aufgrund einer Verletzung oder schlechter Leistung aufhören muss. So aber war es meine Entscheidung, meine Karriere zu beenden. Ich war am Ende der Saison noch Top 17 in der Weltrangliste SuperG und eine der besten ÖSV-Athletinnen und hätte somit meinen Kaderstatus beim ÖSV gehabt.“

ORF-Expertin, Kamerafahrerin bei Speedrennen, Podcasterin

Nici Schmidhofer, die jetzt das Kamerafahren bei den Damenspeedrennen genießt, fuhr ihr letztes Rennen in Lederhosen. Trachten und Bräuche sind ihr wichtig und sie spielt auch, wann immer sie Zeit hat, im Musikverein. Die Ball-affine Sportlerin sieht Ballspiele lieber live und geht gerne in die Berge. Mit Physiotherapie und leichtem Training hält sie sich und ihr verletztes Knie fit.
Gemeinsam mit Skirenn-Kollegin Conny Hütter hat sie einen eigenen Pod­cast. „Wir haben darin die Menschen mitgenommen in unsere Ski-Welt und zeigen, was alles dahinter passiert. Aber da es meine letzte Saison war, war mir der richtige Name wichtig, um den Podcast auch nach dem Skifahren weiterführen zu können. So kamen wir auf ‚Wos dahinter steckt‘. Und solange wir Lust und Laune haben, machen wir weiter.“

Nici Schmidhofer in Ausbildung

Nach einem Teil der Ausbildung als RehaTrainerin macht sie jetzt die Ausbildung zur Masseurin. „Ich weiß zwar, in welche Richtung ich will, aber noch nicht, wie ich alles unterbringe“, schmunzelt sie. „Masseurin wollte ich immer schon werden, jetzt ist die Zeit da und ich mache es irrsinnig gerne.“ Die energiegeladene 35-Jährige wird sich sicher selbstständig machen, „denn das war ich schon mein ganzes Leben lang und ich lasse mir nur sehr ungern etwas anordnen“, sagt sie sehr ehrlich.

Langweilig wird es ihr nicht, denn die Sportlerin hält auch Vorträge und macht im Winter Skitage für Firmen. „Ein absoluter Fixpunkt vor allem im Sommer ist um 14 Uhr am Sonntag Kaffee und Kuchen bei der Oma. Meine Cousine Sigrun und ich haben das vor ungefähr 17 Jahren eingeführt und auch heute noch kommt die Familie da zusammen.“ Die Skihütte, das Café Hannes, die ihr Vater 1992 im Lachtal erbaut hat, übernahm 2016 ihre ältere Schwester Martina. „Er ist heute Bürgermeister und wir sprechen auch über politische Themen, ich engagiere mich aber nicht.“ Nici ist zwar auf Social Media aktiv und nutzt beruflich ihre Reichweite, mehr noch sucht sie aber nach Ideen zum Trainieren, Kochen oder für Regeneration. „Es ist ‚Part of the Game‘, ich mache es gerne, aber ohne zu viel Aufwand.“

Die erfolgreiche Ex-Skirennläuferin genießt es, „dass ich nicht mehr jeden Tag trainieren muss, dass ich mir alles aussuchen darf, was ich machen möchte, und ich habe so viele Ideen. Eine davon ist, einen Vertrieb für meine REG-Matte aufzubauen und dafür meinen eigenen Onlineshop auf die Beine stellen. Derzeit kann man sie nur auf meiner Webseite bei mir direkt bestellen. Diese Matte verwende ich selbst schon seit 14 Jahren für meine Regeneration, Energie und Gesundheit – und ich habe sie immer bei mir.“

Steckbrief von Nici Schmidhofer

Geburtstag: 15. März 1989
Größte Erfolge: Super-G-Weltmeistertitel in St. Moritz 2017 und der Sieg im Abfahrtsweltcup der Saison 2018/19
Wohnort: Lachtal
Lieblingsspeise: Steak
Immer im Gepäck: REG-Matte
Hobbys: Musikverein, Wanderungen, Tennis
Spitznamen: Nici oder Schmidi
Motto: Wer’s nit probiert, wird’s nit wissen.

Das könnte dich auch interessieren:

Abo

Immer TOP informiert: Mit dem Print-Abo der STEIRERIN – ob als Geschenk, oder für dich selbst!