Mein Leben ist bunt

Beruflich wie privat hat sich Sängerin Ina Regen emanzipiert und verspürt damit eine Leichtigkeit, die auch auf ihrem neuen Album „Fast wie Radlfahrn“ zu hören ist. Ein Gespräch über Selbstvertrauen, Dialekte und das jüngere Ich.

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© Carina Antl

Wie kann etwas neu und doch gleichzeitig total vertraut klingen? Eine Gratwanderung, die Sängerin Ina Regen auf ihrem soeben erschienenen Album „Fast wie Radlfahrn“ gekonnt meistert. Emanzipierter, frischer, poppiger. Das Album ist Ausdruck eines neu gefundenen Selbstvertrauens einer Frau, deren Stimme aus der Öffentlichkeit nicht mehr wegzudenken ist. Wir haben uns mit der talentierten Künstlerin getroffen, um mehr über ihre kreative Vision und ihre inspirierende Reise zu erfahren ­– und wurden von ihrer tiefen Leidenschaft für die Musik beeindruckt.

Wie würdest du dein neues Album in drei Worten beschreiben?
Ina Regen: Frei, selbstbewusst und bunt.

Fast wie Radlfahrn – was hat es mit dem Titel deines neuen Albums auf sich?
Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass man sich mit jedem Album in einem gewissen Sinn neu erfindet. Mit diesem Album habe ich mich extrem neu erfunden, auch hinter den Kulissen. Alleine schon mit der Gründung meines eigenen Plattenlabels – Nannerl. Ich bin jetzt meine eigene Chefin. Und wie immer, wenn man etwas Neues wagt, sind Selbstzweifel und Ängste Teil des Prozesses. Je länger ich jedoch an den neuen Songs geschrieben habe und meine Selbstständigkeit verfolgt habe, desto mehr habe ich gespürt, dass es sehr viel leichter ist, als ich dachte – eben fast wie beim Radlfahrn.

Gibt es einen Song auf dem neuen Album, der dir besonders viel bedeutet?
Meine Entwicklung als Künstlerin und als Frau in der Öffentlichkeit, mit allen Hindernissen, aber auch Erfolgen, fasst am besten „A Weg zu mir“ zusammen. Am schwersten gefallen ist mir der Song „Unwahrscheinlichkeit“. Er ist etwas ungewöhnlich für mich – sowohl in dem, wie er klingt, als auch in der Dringlichkeit und Direktheit, die er ausdrückt.

Du zählst heute zu den erfolgreichsten Musikerinnen Österreichs. Was würdest du deinem jüngeren Ich sagen wollen?
Höre unbedingt immer auf das eigene Bauchgefühl, speziell wenn man auf Menschen trifft, die einem karrieretechnisch große Dinge versprechen. Das ist ähnlich wie in der Liebe. Man geht dabei sehr intensive Beziehungen ein. Das muss wirklich passen. Das habe ich gelernt und würde ich mir selbst mit auf den Weg geben, könnte ich meinem früheren Ich begegnen.

Ina Regen, bürgerlich Regina Mallinger, wurde am 29. September 1984 in Ober­österreich geboren. Die Singer-­Songwriterin ist für ihre poetischen Texte und ihre markante Stimme bekannt. Ihr Debütalbum „Klee“ wurde 2019 veröffentlicht und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Amadeus Austrian Music Award für das Album des Jahres. Sie lebt in Wien. © Carina Antl

Gibt es einen Tipp, den du jungen Musiker:innen mit auf den Weg geben würdest?
Ich würde in einer Dringlichkeit betonen, dass der Weg als Musiker:in wahnsinnig viel Arbeit ist und man sehr committed sein muss. Das, was man in der Öffentlichkeit über unseren Beruf mitbekommt, ist nur die schöne Oberfläche. Wenn einem die Musik nicht so viel bedeutet wie das Rampenlicht, dann würde ich einen anderen Weg empfehlen.

Bleibt bei all deinen Projekten noch viel Zeit für Privates?
Da ich die Musik mit so einer Freude mache, verschwimmt Beruf und Privates bei mir immer wieder. Oft muss ich aufpassen, dass es nicht zu viel wird. Ich habe aber gelernt, für die Dinge, die mir wichtig sind, Zeit einzuplanen. Ich sehe zum Beispiel einmal im Monat die Kinder meiner besten Freundin und verbringe den Abend mit ihnen – mit allem Drum und Dran: Zähne putzen, ins Bett bringen und Geschichte vorlesen. Das Leben, das ich führen will, muss für solche Dinge Platz haben. Ich will mir nicht später vorwerfen müssen, beruflich alles erreicht zu haben, aber wichtige Menschen nicht beim Aufwachsen erlebt zu haben.

Welche Musik hörst du in deiner Freizeit am liebsten?
Querbeet eigentlich alles. Überraschenderweise viel Englischsprachiges.

Könntest du dir auch vorstellen, einmal englische Titel aufzunehmen?
Ich schließe es nicht aus, weil ich einfach merke, dass die kreative Energie, wenn man sie zulässt, manchmal auch mitreißt an Orte, wo man sich nicht selber hingeortet hätte. Also kann es schon sein, dass mir in ein paar Jahren mal etwas Englisches auskommt. Aber jetzt gerade fühle ich mich total daheim im Dialekt.

Du bist immer wieder gerne in der Steiermark, präsentierst auch am 4.5. in Graz und am 31.5. in Kapfenberg dein neues Album. Was verbindest du mit der Steiermark?
Ich habe eine sehr innige Verbindung zu den Kasematten in Graz. Im Anschluss an ein Conchita-­Konzert, bei dem ich als Backgroundsängerin vor Ort war, wurde die Idee geboren, dass Conchita und ich bei „Heast as net“ miteinander singen. Das wird immer denkwürdig für mich bleiben. Und kulinarisch mit den steirischen Weinen, Kürbiskernöl und Co. habt ihr es hier auch richtig gut erwischt. Da ist jeder Besuch ein Genuss.

Ina Regens neues Album „Fast wie Radlfahrn“. © Carina Antl

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