Hüterin der Pilze
In ihrer Manufaktur „GutBehütet“ im steirischen Vulkanland widmet sich Michaela Friedl ganz den Pilzen. Im Mai dieses Jahres wurde sie dafür mit dem
Michaela Friedl betreibt die Manufaktur „GutBehütet“ im steirischen Vulkanland. © Harald Eisenberger
In ihrer Manufaktur „GutBehütet“ im steirischen Vulkanland widmet sich Michaela Friedl ganz den Pilzen. Im Mai dieses Jahres wurde sie dafür mit dem STEIRERIN AWARD in der Kategorie „Die Macherin“ ausgezeichnet. Im Interview erzählt die Steirerin, warum es ihr gerade die Pilze angetan haben.
Wie kam es dazu, dass Sie auf dem Gelände Ihres elterlichen Bauernhofs 2020 eine Pilzmanufaktur gegründet haben?
Nach der Schulzeit folgte bei mir eine Ausbildung zur Diaetologin in Graz, nach der ich zuerst in Wien und dann in den USA arbeitete. Mit meiner eigenen Familie kam ich dann in die Steiermark zurück. Meine Eltern sind in Pension gegangen und meine Geschwister haben sich beruflich anders entschieden. Da die beruflichen Herausforderungen und meine Ansprüche an gute Arbeit immer schwieriger in Einklang zu bringen waren, habe ich mich mit meiner Familie entschieden, den Hof zu übernehmen. Dazu habe ich berufsbegleitend den landwirtschaftlichen Facharbeiter und anschließend das Masterstudium „Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung“ abgeschlossen. Währenddessen hat sich die Idee der Pilzmanufaktur manifestiert und wir haben den Umbau vom Schweinestall zum Pilzstall gestartet.
Wie gestalten Sie die Kreislaufwirtschaft in Ihrem Betrieb?
Der Betrieb hat neben der Pilzmanufaktur noch Ackerbau und Forstwirtschaft als Betriebszweige. Somit war es von Anfang an klar, dass wir die Pilze auf Stroh züchten werden. Am Ende der Pilzzucht kann das „Altsubstrat“ als Dünger auf die Ackerflächen aufgebracht werden und dient somit den nächsten Ackerfrüchten als Grundlage. Pilze verbrauchen zudem viel weniger Wasser und Ressourcen als Tiere.
Welche nachhaltigen Energien verwenden Sie dabei?
Der hofeigene Wald liefert uns die Hackschnitzel für die Wärme im Winter, die notwendig ist, um Pilze zum Wachsen zu bringen. Ein Luftwärmetauscher wärmt die Frischluft an, sodass die Heizlast gering gehalten wird. Im Sommer wird das Wasser, das zum Befeuchten der Räume notwendig ist, gleichzeitig als Kühlung verwendet. Wir haben keine Klimaanlage in unseren Zuchträumen installiert, daher gibt es bei uns im Sommer keine Pilze. Eine Photovoltaikanlage liefert mehr Strom als benötigt, der Überschuss wird eingespeist.
Wieso ist Ihnen ein achtsamer Umgang mit der Umwelt wichtig?
Ich bin in und mit der Landwirtschaft aufgewachsen, bei uns wurde kaum bis gar nichts weggeworfen und es wurde immer schon in Kreisläufen gedacht. In den ersten Berufsjahren als Diaetologin war mir das nicht so bewusst, obwohl ich immer einen sorgsamen Umgang mit der Natur hatte. Verstärkt kam die Natur als Kraftort, dann wieder mit den Kindern und einer Arbeitstelle als Diaetologin in einer Großküche, wo die Wertigkeit der Umwelt und der Lebensmittel wieder mehr an Bedeutung gewonnen hat.
Warum sind Pilze so ein besonderes Lebensmittel?
Pilze sind ein Produkt, dass durch ein „feines Netz an Kommunikation und Miteinander“ entsteht. Sie haben Inhaltsstoffe, die für unseren Organismus und unser Mikrobiom im Darm besonders wertvoll sind. Ballaststoffe, Mineralstoffe, Spurenelemente und ausgeprägte Aromen kommen reichlich vor. Sie sind energiearm und mit hochwertigem Eiweiß ausgestattet – eiweißreich sind sie nicht, dafür haben sie einen hohen Wasseranteil.
Was kann man bei den Pilzführungen auf Ihrem Hof lernen?
Jede Person, die an einer Führung teilnimmt, kann in die magische, faszinierende Welt der Pilze eintauchen. Es wird erklärt, wie die Pilzzucht funktioniert, es darf in die Zuchträume geschaut werden, es gibt Informationen zu den einzelnen Pilzen mit ihren Besonderheiten (Geruch, Geschmack, Konsistenz, Inhaltsstoffe, Wirkstoffe, Einsatzmöglichkeiten), welche Pilze zu den Vitalpilzen zählen, was aus Pilzen alles gefertigt wird, und es dürfen Pilzprodukte verkostet werden, ob Aufstrich, Sugo oder Schokolade mit Pilzen.
Wie war es für Sie, den STEIRERIN AWARD in der Kategorie „Die Macherin“ zu gewinnen?
Es fühlt sich immer noch ein bisschen unwirklich an. Ich bin zur Verleihung in der Seifenfabrik gegangen, um den Abend zu genießen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich in der Kategorie gewinnen werde – gab es doch prominente Mitnominierte in meiner Kategorie. Ich war unendlich dankbar für und überwältigt von der enormen Unterstützung und dem entgegengebrachten Wohlwollen von so vielen da draußen. All jenen, denen ich noch nicht dafür gedankt habe – ein herzliches DANKE an euch alle!
Termine für Führungen unter:
www.gutbehuetet.at/fuehrungen
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