
Sonnenschutz-Mythen: 8 weitverbreitete Irrtümer im Faktencheck
Hautärztin Dr. Katharina Medek klärt auf
© Pexels/Mikhail Nilov
Obwohl Sonnenschutz heute so einfach ist wie nie, glauben viele Menschen noch immer an überholte Sonnenschutz-Mythen. Ob „einmal eincremen reicht“ oder „im Schatten wird man nicht braun“ – Fehlinformationen können die Haut teuer zu stehen kommen. In diesem Artikel räumt die erfahrene Hautärztin Dr. Katharina Medek mit den 8 häufigsten Sonnenschutz-Mythen rund um UV-Schutz auf – und zeigt, worauf man wirklich achten sollte.
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8 Sonnenschutz-Mythen im Check:
1. Mythos: „Einmal eincremen reicht für den ganzen Tag“
NEIN. Das stimmt definitiv nicht. Durch Schwitzen, Wasser, Reibung oder chemische Abbauprozesse verliert die Sonnencreme ihre Wirkung, d.h. der Schutz lässt nach. Daher ist regelmäßiges, gewissenhaftes, ausgiebiges Eincremen, etwa alle 2-3 Stunden, nötig, um die Schutzfunktion aufrecht zu halten. Übrigens bedeutet der Zusatz „wasserfest“, dass nach zweimal 20min Aufenthalt im Wasser (mit einer Trockenpause dazwischen) noch rund die Hälfte des ursprünglichen Schutzes vorhanden ist. Daher auch bitte nach dem Schwimmen immer großzügig nachcremen.
2. Mythos: „Bei bewölktem Himmel brauche ich keinen Sonnenschutz“
FALSCH. Bis zu 80%-90% der UV-Strahlung durchdringt die Wolkendecke problemlos. Ein bewölkter Himmel, Wind und Kälte täuschen meist über die Strahlenintensität hinweg. Zusätzlich können Schnee, Sand, Beton oder Wasser die UV-Strahlung reflektieren. Um sich vor vorzeitiger Hautalterung und Sonnenschäden inklusive Hautkrebs zu schützen, sollten Sonnenschutzprodukte täglich verwendet werden. Mittlerweile gibt es so viele tolle Produkte mit einem ausreichenden Lichtschutzfaktor, die sich ganz leicht in die „skin care“-Routine integrieren lassen und in keinem Badezimmer fehlen dürfen.

3. Mythos: „Wer schon braun ist, braucht keinen Schutz mehr“
NEIN. Das Unfaire vorneweg: Etwas gebräunte Haut wirkt meist gesünder als blasse Haut. Weißes Gewand auf brauner Haut bringt auch das gewisse „Urlaubsfeeling“, das unserer Seele guttut. Aber: streng genommen gibt es keine gesunde Bräune, denn Bräune ist eine Abwehr- und Schutzfunktion unserer Haut, um schädigende UV-Strahlen abzuhalten. Spezielle Hautzellen, die sogenannten Melanozyten, produzieren Melanin, welches das UV-Licht absorbiert und die Haut färbt, um das Erbgut der Hautzellen zu schützen. Eine übermäßige Sonnenbestrahlung und das Weglassen von Sonnenschutzprodukten führt dazu, dass die UV-Strahlen das natürliche Melanin-Schutzsystem der Haut durchdringen. Dies gilt es tunlichst zu vermeiden. Nur eine langsam gesteigerte, insgesamt aber nur mäßige UV-Belastung über 2 bis 3 Wochen kann bewirken, dass die Haut nachhaltig bräunt, die Hornschicht dicker wird und sich die Haut etwas besser selbst vor der Sonne schützen kann.
4. Mythos: „Je höher der LSF, desto länger kann ich in der Sonne bleiben“
JEIN. Der passende Sonnen- bzw. Lichtschutzfaktor hängt vom Hauttyp ab. Je höher der Lichtschutzfaktor (LSF) ist, desto höher ist auch der Sonnenschutz. Die Besonnungszeit ergibt sich aus der individuellen Eigenschutzzeit der Haut multipliziert mit dem LSF der Sonnencreme. Ein Beispiel: beträgt die Eigenschutzzeit ca. 10 Minuten und ein Sonnenschutzprodukt mit LSF 20 wird verwenden, dann ist eine UV-Bestrahlung von thepretisch 200 Minuten, ohne einen Sonnenbrand davonzutragen, möglich.
Dies gilt jedoch nur unter der Voraussetzung, dass der sogenannte lokale UV-Index nicht höher als 8 ist und die Sonnencreme richtig angewendet wird (ausreichende Menge, regelmäßiges Nachcremen). Letztere Punkte werden häufig nicht korrekt umgesetzt. Es wird daher empfohlen, die Maximalzeit nur bis zu 60% auszuschöpfen. In unserem konkreten Beispiel wären das 120 Minuten. Wichtig: Diese Besonnungszeit gilt außerdem nur 1 x pro 24 Stunden.

5. Mythos: „Sonnencreme wirkt sofort nach dem Auftragen“
JEIN. Hier muss man physikalische/mineralische von chemischen Sonnenschutzprodukten unterscheiden. Physikalische Sonnencremen enthalten Farbpartikel, welche eine physikalische Barriere bilden und die Sonnenstrahlen reflektieren. Diese wirken direkt nach dem Auftragen. Sonnencremes mit chemischen UV-Filtern ziehen in die Haut ein, nehmen die Sonnenstrahlen auf und wandeln sie in Wärmeenergie um. Zu berücksichtigen ist: diese Filter entfalten ihre Wirkung erst mit einer Latenz von 20-30 Minuten. Es gibt viele Produkte, welche beide Filter beinhalten. Dies macht dann, mit der individuellen Eigenschutzzeit, den sofortigen Kontakt mit der Sonne möglich.
6. Mythos: „Mit Kleidung bin ich automatisch geschützt“
JEIN. Den besten Sonnenschutz im Freien erreicht man mit Kleidung. Wie hoch dieser Schutz ist, hängt in erster Linie vom Gewebetyp und der Dichte des Gewebes ab. Grundsätzlich gilt: je dichter gewebt, desto besser. Am allerbesten sind natürlich spezielle UV-Kleidungen, welche es mittlerweile ja auch für Erwachsene in verschiedensten Ausführungen gibt und die erfreulicherweise auch schon als „stylisch“ und „summer-must-have“ betitelt werden. Bei Kindern ist meiner Meinung nach zusätzliche UV-Kleidung ein absolutes Muss!
7. Mythos: „Die Sonne ist nur mittags gefährlich“
NEIN. Je höher die Sonne am Himmel steht, desto intensiver ist die UV B-Strahlung auf der Erde. Daher soll die Sonne zur Mittagszeit – also zwischen 11.00 und 15.00 Uhr – gemieden werden. Aber Achtung: UVA-Strahlen haben, im Gegensatz zu UVB-Strahlen, den ganzen Tag über eine kontinuierlich hohe Energie und erreichen die Haut jederzeit gleich intensiv. Daher sollte man sich am besten schon vor dem Frühstück eincremen, um sonnenbedingter Hautalterung, welche durch UVA-Strahlen verursacht wird, entgegenzuwirken.
8. Mythos: „Sonnencreme hält ewig – egal wie alt sie ist“
NEIN. Das zählt zu den weiteren Sonnenschutz-Mythen. Bei Sonnencremes beträgt das Haltbarkeitsdatum meist 12 Monate. Vorausgesetzt die Creme ist nicht in der Hitze oder Sonne gelegen und wurde verschlossen und unter Lichtschutz gelagert – alles unrealistisch, wenn die Creme in der Strandtasche liegt. Daher sollte man sich unbedingt an das Ablaufdatum halten und die Sonnenschutzprodukte in der nächsten Saison nicht wieder verwenden. Abgelaufene Sonnencremen verlieren ihre Schutzfunktion und können zudem zu Hautirritationen führen. Ungeöffnet, kühl und trocken gelagert, halten Sonnencremen bis zu 36 Monate. Abgesetztes Öl, ein ranziger Geruch oder einzelne Sedimente sind stets ein Alarmsignal: dann lieber eine neue Flasche kaufen.
MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS

Elisabeth Trauner ist Redakteurin bei Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.
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