Mama sein oder nicht Mama sein
… das ist hier die Frage. Zwei STEIRERIN-Redakteurinnen haben über die Kinderfrage nachgedacht. Die eine ist Mama, die andere nicht. Und beides ist gut so!
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PRO: Mama mal zwei!
Mama, ist Liebe, wenn das Herz ganz laut pumpert?“ – „Ja, das und noch mehr.“ – „Ich liebe dich, Mama.“ Manche Dinge vergisst eine Mutter nie. Wie dieses Gespräch vor genau zehn Jahren mit meiner heute Teenager-Tochter. Damals war sie vier Jahre alt. Das ist dann so ein Moment, wenn das Herz aufgeht und es einem ganz leicht wird, weil man die Welt aus Kinderaugen vorgesetzt bekommt. Ich bin schon lange Mama. Und vor fast drei Jahren sogar noch einmal Mama geworden. Nein, leichter ist mein Leben nicht dadurch – im Gegenteil. Oft auch nicht erfüllender. Aber dann doch wieder so ausgefüllt mit allem, was so ins Leben reinpasst, bis zum Rand, und ich merke, wie viel mehr ich als andere habe.
Liebe ist eine bewusste Entscheidung – und niemals perfekt!
Yvonne Hölzl
Das Leben als Mama ist facettenreich: fordernd, skurril, glücklich, voller Liebe, aber vor allem fordernd. Ja, es gibt Tage, an denen man sich selbst heimlich fragt, warum man überhaupt Kinder wollte. Wenn Mama dann überreizt heimlich unter der Dusche weint, will die Antwort darauf neu formuliert werden. Doch das gelingt nicht immer. Wie entspannt mein Alltag doch wäre, wenn ich mich für ein kinderfreies Leben entschieden hätte. Ohne täglichen Spagat zwischen Kinderkrippe und Job, Krankenbett und Haushalt, ohne After-Baby-Body und reißenden Geduldsfaden. Auch diese Gedanken sind erlaubt, liebe Mamas! Offen über diese Gefühle zu sprechen, hilft nämlich nicht nur uns selbst, sondern auch Frauen mit Kinderwunsch, denn die gilt es vorab besser aufzuklären. Zu häufig denken junge Paare bei Familiengründung noch an Bilderbuchdarstellungen. Und dann rütteln mich warme Kinderhände, die sich auf meine Wangen legen, ins Jetzt zurück und ich höre „Meine liiiiiebe Mama“ aus dem Schnullermund blubbern. Das ist dann der andere Moment. Der, der alles wettmacht. Letztendlich hat Kinderwusch mit Liebe zu tun. Und Liebe ist niemals perfekt. Sie ist eine Entscheidung, Arbeit und stets fordernd – damit wir jeden Tag aufs Neue das beste Selbst von uns werden. Danke dafür, meine Töchter!
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KOntra: Mein Leben, meine Regeln
Kinder oder nicht, diese Frage stellte sich mir eigentlich nie. Als ich selbst noch ein Kind war, wollte ich FBI-Agentin werden. Ein Kind hatte schon damals keinen Platz in meinem Lebensentwurf, und das hat sich heute, gut 25 Jahre später, nicht geändert. Umso befremdlicher sind für mich jene, die mir im Gespräch heute prophezeien: „Das kommt schon noch.“ Das finde ich an sich schon ziemlich übergriffig: Ich reagiere umgekehrt ja auch nicht mit einem „Puh, hast du dir das eh gut überlegt?“ auf Frauen, die über ihren Kinderwunsch sprechen. Obwohl die Entscheidung für Kinder viel weitreichendere Konsequenzen hat als die dagegen. Das „Argument“, dass Kinderlosigkeit egoistisch sei, macht mich ebenso wütend wie die zuvor geschilderte Bevormundung. Denn warum sollte mein Leben nicht danach ausgerichtet sein, was ich mir wünsche? Außerdem werden die wenigsten Leute aus rein altruistischen Gründen Eltern.
Ein Kind stellt jeden einzelnen Aspekt deines Leben auf den Kopf.
Betina Betschauer
Selbstbestimmung? Fehlanzeige. Ich habe also schon Erfahrungen mit Neid oder Ausgrenzung durch Eltern gemacht und musste mich nicht nur einmal rechtfertigen. Auch beim Gynäkologen, wo hierzulande vielen Frauen der Wunsch nach einer Sterilisation verweigert oder ohne gesetzliche Grundlage ein psychologisches Gutachten gefordert wird. Dass es heute noch Vereine wie „Selbstbestimmt steril“ braucht, die sich für dieses Recht einsetzen, ist unglaublich. Ein Kind stellt alles auf den Kopf und verändert jeden einzelnen Aspekt des Lebens und der Beziehung. Ich glaube, dass das vielen vorab nicht bewusst ist. Dieses Abgeben der Kontrolle über mein Leben ist der Hauptgrund, warum ein Kind für mich nie infrage kam.
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