Hautnah

Handgemachte Seifen von HautSinn

4 Min.

© HautSinn

Ihre erste handgesiedete Seife war ein Fehlschlag. Roya Hematyar hat jedoch daran festgehalten, die perfekte Zusammensetzung zu finden. Das Ergebnis: ihr Unternehmen „HautSinn“ – erfolgreich, nachhaltig und frauenfördernd.

Weil ihre Tochter sehr empfindliche Haut hat, hat die gebürtige Steirerin Roya Hematyar angefangen, sich über Inhaltsstoffe in Cremes und Shampoos zu informieren. „Je mehr ich recherchierte, umso bestürzter war ich, mit welchen Substanzen namhafte Marken arbeiten.“ Deshalb hat sie damit begonnen, Pflegeprodukte selbst herzustellen. Vor sechs Jahren machte sich Hematyar mit „HautSinn“ selbstständig. Ihr Sortiment, das ohne Pestizide und Erdölprodukte auskommt, verkauft sie jetzt in mehr als 150 Shops österreichweit und auch ins Ausland. Die Unternehmerin beschäftigt neun Mitarbeiterinnen.

Roya Hematyar, HautSinn-Gründerin

Wenn du deine erste Seife mit deinen heutigen Produkten vergleichst – was hat sich getan?
Roya Hematyar: Die erste Seife war ein Fehlschlag, weil ich nur Olivenöl benutzt habe. Mein Fazit: Reine Olivenölseife schäumt weder gut noch pflegt sie besonders. Bei guter Seife kommt es sehr auf die Zusammensetzung der Öle an. Ich habe hunderte Seifen gesiedet, bis ich die perfekte Rezeptur gefunden habe – für eine palmölfreie Seife, die hart wird, schäumt, sehr intensiv pflegt und gut duftet.

Warum sollte man Seife statt Duschgel verwenden? Und woran erkennt man eine gute?
Bei der festen Seife erspart man sich Konservierungsstoffe und sie ist viel pflegender als Duschgel. Unsere Seifen werden im Kaltverfahren hergestellt, das heißt, die Öle werden nie stärker als 50 Grad erhitzt. Dabei bleiben viele Vitamine und Pflegestoffe erhalten. Wenn man zusätzlich am Etikett erkennen kann, dass die Seife hoch überfettet und lokal hergestellt ist, kann man davon ausgehen, dass sie mild ist. Viele industriell hergestellte Seifenstücke haben EDTA als Inhaltsstoff, das gehört in keine gute Seife. Je länger die Liste der Öle, desto schonender und besser ist wahrscheinlich die Zusammensetzung.

Deine Produkte kommen ohne problematische Inhaltsstoffe aus. Mit welchen arbeitest du stattdessen?
Wir verwenden Rapsöl, Distelöl und Hanföl aus der Region. Leider braucht es für ein wirklich hochwertiges Produkt auch feste Öle, die es bei uns nicht gibt. Daher weichen wir auf Fairtrade-Sheabutter, -Kokosöl sowie -Kakaobutter aus. Argan- und Olivenöl verfeinern die Rezeptur. Alle Inhaltsstoffe sind bio. Für unsere festen Shampoos verwenden wir ein Tensid auf Kokosölbasis und palmölfreie Alternativen, die sehr mild zur Haut und komplett biologisch abbaubar sind. Auch verseifen wir nur kalt, damit die wertvollen Inhaltsstoffe so gut wie möglich erhalten bleiben.

Seifen mit Sinn: Roya Hematyar verbindet mit ihrem Unternehmen „HautSinn“ die Produktion von Seifen ohne problematische Inhaltsstoffe mit der beruflichen Förderung von Mamas.

Was macht dich stolz, wenn du an dein Unternehmen denkst?
Die positiven Rückmeldungen unserer Kundschaft. Wenn ich dran denke, wie viel Plastik nur durch den Verkauf unserer Produkte eingespart wurde. Oder die Tatsache, dass wir nur Frauen und mit zwei Ausnahmen ausschließlich Mütter beschäftigen.

Was waren die Hoch- und Tiefpunkte in den letzten sechs Jahren?
Man freut sich über große Erfolge, etwa, als wir ausgerechnet haben, wie viele Tonnen Plastik pro Jahr durch den Kauf unserer Produkte eingespart werden. Dann hatte ich im Oktober einen Sturz, der mich über Nacht handlungsunfähig gemacht hat. Ich kämpfe noch immer mit den Folgen und weiß nicht, wie es weitergeht und ob ich je wieder selbst Seife sieden kann. Derzeit unterstützt mich mein groß­artiges Team und hat fast alle Arbeiten übernommen.

Was gibt dir Kraft?
Meine Tochter, meine Familie, Freunde, Zeit in der Natur und beim Garteln, in der Steiermark, meiner Heimat. Bei einem Spaziergang mit anschließendem Buschen­schankbesuch.

Dir ist es ein Anliegen, Mamas beruflich zu unterstützen, weil du selbst weißt, wie schwierig Kinderbetreuung für arbeitende Mütter ist. Deine Mitarbeiterinnen können sich ihre Dienstzeiten komplett frei einteilen. Wie sieht das in der Praxis aus?
Unsere einzige Regel: Während der Anlieferungs- und Abholzeiten muss immer jemand da sein. Ansonsten sind die Mitarbeiterinnen frei. Eine Mama kommt um 7.30 Uhr, die nächste beginnt erst um 10.30 Uhr. Wer freitags früher gehen will, macht das. Wer in einem Monat etwas mehr arbeiten möchte, um im nächsten mehr Freizeit zu haben, kann das mit den Kolleginnen absprechen und ebenfalls machen. Wir haben eine elektronische Zeiterfassung, jede Mitarbeiterin sieht, wie viele Stunden sie bereits gearbeitet hat und wie viel noch fehlt.

Was ist dein absoluter Herzenswunsch?
Dass unsere Kinder eine Zukunft haben, dass Qualität wichtiger wird als Quantität. Dass HautSinn als frauenfreundlicher Betrieb in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten überlebt und wir es weiterhin schaffen, der nächsten Generation mit Freude unser Zero-Waste-Konzept weiterzugeben.

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