
Schauspielerin Verena Altenberger im Gespräch
Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin Verena Altenberger ist auch eine unermüdliche Kämpferin für Kinderschutz, Diversität und Gleichberechtigung. Anfang März kommt sie gemeinsam mit Mavie Hörbiger in die Komödie Graz.
Verena Altenberger im Film "Kein Tier. So wild.", in dem sie Elisabet York spielt. © Lukasz Bak/Port au Prince Pictures
Es ist schön, die angenehme und so klare Stimme von Verena Altenberger zu hören. Die gefragte Schauspielerin dreht nicht nur sehr viel, sondern nutzt ihre Bekanntheit sehr gerne für Themen wie Feminismus, Diversität und Gleichberechtigung. In letzter Zeit sah man sie auch auf einigen Bühnen. „Das hat sich vor zwei Jahren eher zufällig ergeben“, erzählt Verena, „als ein Projekt kurzfristig nicht zustande kam und ich plötzlich Zeit hatte. Und da immer wieder Anfragen zu Lesungen kamen, machte ich das und merkte, dass sie für mich ein sehr gute Ersatzdroge fürs Theaterspielen sind.“ Ihr Bühnenprogramm „Den Göttern in die Seele blicken“ entwickelte sie selbst mit. „Dass das Burgtheater mir das ermöglichte, war ein großer Luxus, denn dadurch konnte ich die Abende gemeinsam mit Mavie Hörbiger und Clara Frühstück so gestalten, wie sie uns Spaß machen.“
Die Steiermark ist Verena Altenberger auch von der Diagonale Graz, von Filmpräsentationen und von Hochzeiten vertraut. „Ich habe in meinem Freundeskreis viele Steirer:innen und liebe meine beruflichen Termine, denn für Besuche in den herrlichen Buschenschenken reicht die Zeit immer“, schmunzelt die sympathische Schauspielerin.

Kein Girl-Boss-Feminismus
Die vielseitige Schauspielerin wird nie müde, über Themen wie Gleichberechtigung zu sprechen und dass Frauen Frauen helfen sollen. Aber tun sie das wirklich, können das Männer nicht immer noch besser, frage ich sie und erfahre: „Ich war kürzlich auf dem Filmball in München und da waren wir einhellig der Meinung, dass es sich gebessert hat, wie wir übereinander reden, uns vernetzen, beraten und austauschen. Deshalb ja, es wird besser. Männer können das zwar immer noch besser, aber wir müssen ja aus einer jahrhundertelangen Sozialisierung ausbrechen.“ Leicht nachdenklich meint sie weiter: „Wir sind in der Learning-Phase und die Männer sind schon lange in der Anwendungsphase.“
Eine größere Bühne bedeutet auch größere Verantwortung für die Schauspielerin.
Verena Altenberger
Besonders schätzt sie das Prinzip der „zweiten Frau“. „Wenn Frauen in einer Machtposition sind, gehört es zu ihren Aufgaben, andere Frauen aufzubauen, eventuell auch für eine kontrollierte Machtübergabe. Und ich mag diesen Girl-Boss-Feminismus nicht, bei dem nur wichtig ist, dass ich in der Position bin und es allen zeige.“ Sehr ehrlich meint Verena, dass ihr oft kraftraubender Einsatz auch egoistisch motiviert ist. „Denn auch ich profitiere davon, wenn ich mit Frauen arbeite und andere wertschätze.“ Sie spricht von ihrer Erfahrung, „dass die Offenheit zurückkommt, mit der ich anderen Frauen wo auch immer begegne. Und dadurch entsteht Schwesternschaft im Gegensatz zur Konkurrenz.“
Vielfältige Produktionen
Es waren großartige Produktionen mit verschiedenen tiefgehenden Rollen, in denen Verena schon zu sehen war. Dabei ist das Schöne für sie, dass sie aus fast jeder Rolle auch für sich selbst etwas mitnehmen konnte. „Das ist ja das Tolle an dem Beruf. Man arbeitet sich in Themen ein, in Lebenssituationen und auch in Geisteshaltungen. Im Idealfall – der nicht immer gegeben ist – erarbeitet man sich diese bis zu einer gewissen Perfektion. Und wenn das passiert und man alles sogar noch gefühlsmäßig durchexerziert hat, ist es tief in einem.“ Dieses Wissen bleibt und ist auch noch mal anwendbar für sich selbst, „und das hilft einem beim Verstehen anderer Menschen“.


Regie und Mode
Auf die Frage, ob es für sie einen Unterschied mache, mit einem österreichischen oder deutschen Regisseur zu arbeiten, lacht sie: „Es gibt überall sehr gute und irgendwie habe ich gerade bei den deutschen Regisseuren, die ich sehr liebe, immer das Gefühl, dass sie sehr österreichisch sind. Was ich damit meine – und das meine ich wirklich mit aller Liebe zu Österreich –: diese Abgründigkeit und das Dunkle, dieser seltsame Humor und diese Lockerheit bei gleichzeitiger erlesener Höflichkeit und Einfühlsamkeit, das liebe und schätze ich sehr.“ Auch die in Österreich stark verankerte Kultur des gemeinsamen „Feierabendbiers“ nach einem Drehtag mag Verena. „Und genau diese Qualität bringen auch deutsche Regisseure mit, mit denen ich arbeitete.“
Sehr ehrlich verrät sie, dass es Phasen gab, in denen Mode für sie keinen großen Stellenwert hatte. „Dann wieder war es schon interessant, diese Momente großer Strahlkraft, Faszination und Anziehungskraft zu erleben. Und derzeit ist es mir wieder relativ egal.“ Wirklich, frage ich Verena etwas verwundert. „Ab und zu genieße ich die kreative Auseinandersetzung schon, weil man natürlich auch abseits der Dreharbeiten immer wieder Figuren erschafft – und das macht mir manchmal Spaß.“
Weitere Film-Highlights mit Verena sind heuer der Kinofilm „Kein Tier. So Wild/No Beast. So Fierce“, der auf der Berlinale präsentiert wurde, „Das Leben der Wünsche“ mit Matthias Schweighöfer sowie der TV-Film „Acht“ von der steirischen Regisseurin Marie Kreutzer. Über ein weiteres großes Filmprojekt darf Verena fast noch nichts erzählen. „Nur so viel, es bringt mich in zwei Länder, in denen ich noch nie war. Es bleibt also spannend“, lacht Verena, die sich jetzt schon sehr auf ihre erste Lesung in der Grazer Komödie freut.
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