Steirerblut vergießt sich gut
Am schönsten mordet es sich in der Steiermark.
Autorin Claudia Rossbacher. © Adrian Hipp – TVB Villach
Am schönsten mordet es sich in der Steiermark – zumindest, wenn man die Wahlsteirerin Claudia Rossbacher fragt, die mit ihren regionalen Krimis zur Bestsellerautorin geworden ist.
Der gebürtigen Wienerin Claudia Rossbacher wurde ein Umzug in die Steiermark quasi in die Wiege gelegt. Bereits als Kind verbrachte sie ihre Sommer regelmäßig in einem Ferienlager am Reinischkogel. Bevor sie damit begann, sich durch die Steiermark zu „morden“, absolvierte Rossbacher ein Tourismuskolleg, war Model und später als Texterin sowie Kreativdirektorin in internationalen Werbeagenturen tätig. Ihren Partner fürs Leben fand sie in ihrem Mann, dem obersteirischen Künstler Hannes Rossbacher. Einige Jahre lang wohnten die beiden in der Weststeiermark, bevor sie ein Umzug ins Schöcklland führte. Dort spielt nun auch der 13. Teil der Steirerkrimi-Reihe, „Steirerwald“, der am 13. September erscheint. 2022 wurde Claudia Rossbacher mit dem Fine Crime Award ausgezeichnet, 2023 war sie bei den STEIRERIN AWARDS in der Kategorie „Die Entertainerin“ nominiert. Im Interview spricht sie mit der STEIRERIN über ihre Bücher und natürlich das grünste Bundesland.
Was macht für Sie die Steiermark so lebenswert?
In erster Linie die Menschen. Die Herzlichkeit, die Direktheit. Vor allem die Weststeirer:innen haben es mir angetan, ich habe ja lange im Schilcherland gelebt und bin noch immer oft dort. Und die Steiermark ist ein Genussland: Feste feiern, Leute treffen, es ist einfach viel lockerer und man baut relativ schnell ein Netzwerk auf. Das ist in Wien ganz anders, da gibt es zu viele Menschen und Kreise, es ist alles anonymer. Und mit dem Wiener Grant konnte ich auch nie wirklich etwas anfangen. Obwohl ich leider keinen Tropfen Steirerblut in mir habe, muss ich gestehen, dass ich mich der Steiermark immer schon viel zugehöriger fühle als Wien. Und es ist schön, dass ich so herzlich aufgenommen wurde und die Menschen sich freuen, dass der Fokus auf ihre Region gerichtet wird.
„Mir ist es wichtig, eine Sprache zu verwenden, die alle verstehen.“
Claudia Rossbacher
Gibt es eine Figur in Ihren Büchern, mit der Sie viel gemeinsam haben?
Einige meiner Eigenschaften sind auf die beiden Hauptfiguren Sandra Mohr und Sascha Bergmann verteilt. Das Ehrgeizige und Kontrollfreakige habe ich Sandra verpasst, meinen peinlichen Humor Sascha. Die Reihe lebt von den beiden Figuren und ihrer Interaktion, weil Krimis, besonders Regionalkrimis, gibt es ja wie Sand am Meer.
Was macht Sandra Mohr zu so einer interessanten Protagonistin?
Ihre spröde Art, die mir auch manchmal auf die Nerven geht. Dann bin ich froh, dass es den Sascha gibt. (lacht) Es war übrigens sehr spannend, wie ich die beiden Figuren entwickelt habe. Da hat mich in der Nacht die Muse geküsst – das ist mir davor nie und danach auch nie mehr passiert – und ich musste aufstehen und den Prolog gleich aufschreiben. Ich hatte die beiden plötzlich ganz klar vor mir.
Was erwartet die Leser:innen nun im neuen Krimi „Steirerwald“, der im September erscheint?
Es ist das erste Mal, dass ich direkt vor meiner Haustür „morde“, bei einem Schloss im Schöcklland. Das war für mich besonders herausfordernd, weil man möchte dann natürlich auch niemandem ans Bein pinkeln. Es gibt ja in der Realität auch Schlossbesitzer (Graf und Gräfin) und andere Mieter:innen, die habe ich im Buch alle auf Urlaub geschickt. Die Figuren sind fiktiv, ein lesbisches Jägerinnenpärchen entdeckt die Leiche. Die Jagd wird ja auch im echten Leben immer weiblicher. Letztes Jahr war ich im Zuge meiner Recherchen auf einem Jagdsymposium unter dem Titel „Jagen Frauen anders?“, das war wirklich spannend. Und die Antwort auf die Frage ist ja, verallgemeinernd gesprochen jagen sie bedachter, schießen nicht so schnell, es geht weniger um Trophäen als um das Fleisch. Deswegen wurde der Begriff „Küchenjägerinnen“ geprägt, der ein bisschen abwertend ist. Im Buch findet also ein Jagdhund einen Leichenteil. Die Leiche wird als ein Mieter des Schlosses identifiziert, ein Regisseur, weshalb die Film- und Literaturbranche da auch hineinspielt. Er wurde mit einem Jagdgewehr erschossen, was natürlich die Jäger:innen verdächtig macht. Und Sandras neuer Freund ist auch noch ein bisschen schwer einzuschätzen, es wird also wieder spannend.
Ihre ersten beiden veröffentlichten Bücher waren Thriller ohne Steiermarkbezug, der ganz große Erfolg kam erst mit den Steirerkrimis. Sind sie ein bisschen Fluch und Segen gleichzeitig?
Als ich den ersten Steirerkrimi geschrieben habe, war ich plötzlich mittendrin in dieser Polizeiarbeit mit Anruflisten, DNA usw. – das wollte ich eigentlich nie. Es ist mühsam, man durchläuft immer wieder die gleichen Routinen und es ist ja auch gar nicht so einfach, sich einen realistischen Mord auszudenken. Beim ersten Band habe ich nach 80 Seiten zu meinem Mann gesagt: „Diese Polizeiarbeit ist so nervig. Du wirst sehen, mir wird’s gehen wie Donna Leon – ich werde bis an mein Lebensende Steirerkrimis schreiben.“ Und es ist schon ein bisschen Fluch und Segen zugleich, aber natürlich mehr Segen. Ich kann schreiben, was ich will, und die Leute freuen sich auf den nächsten Band. Dabei ist meine Zielgruppe so groß, vom 13-jährigen Mädchen bis zum Hochschulprofessor a.D. Ich bemühe mich auch wirklich, eine Sprache zu verwenden, die alle verstehen – was mir wiederum einige Kritiker:innen vorwerfen.
Wie zufrieden sind Sie mit dem neuen Band?
Meine Lektorin, meine PR-Agentin und mein Mann, die das Buch schon gelesen haben, meinen, es ist sehr gelungen – vielleicht, weil ich mich diesmal noch mehr bemüht habe, dass alles wohl durchdacht ist, damit ich am Ende nicht aus dem Schloss ausziehen muss. (lacht)
Krimiherbst
Buchpräsentation:
30.9., 18 Uhr, VS Kumberg.
Weitere Termine:
claudia-rossbacher.com
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