Hannah Assil über „7 vs. wild“: „Man sieht in Frauen oft das schwächere Geschlecht“
Grazerin Hannah im Survival-Mode
©Simages-Sabrina Reiter
Tagelang in der Wildnis ausgesetzt und nur das Nötigste dabei: „7 vs. wild“ geht in die dritte Runde. Die Survival-Show war ursprünglich ein YouTube-Format von Fritz Meinecke und gilt mit den ersten beiden Staffeln als immenser Erfolg. Die ersten Folgen der zweiten Staffel wurden jeweils mehr als zehn Millionen mal gestreamt.
staffel 3 in kanada
In Staffel 3 ändert sich aber einiges am Format: Die Folgen erscheinen auf Amazon Freevee zum kostenlosen Stream. Außerdem geht es dieses Mal nach Kanada – und zwar für 14 statt für sieben Tage, was einige Herausforderungen wie die Nahrungssuche mit sich bringt. Und: Die 14 Teilnehmer:innen sind zu zweit unterwegs und müssen als Team funktionieren.
Neben dem Fan-Favourite-Duo Sascha Huber und Jens „Knossi“ Knossalla ist natürlich wieder Fritz Meinecke dabei. Die weiteren Teilnehmenden sind Survival Mattin, Gerrit und Andreas alias Naturensöhne, Papaplatte, Reezemann, Trymacs, Rumathra, Joey Kelly, Jan Lange, Affe auf Bike und Hannah Assil.
Österreicherin Hannah bei „7 vs. wild“
Die zwei Frauen in der männerdominierten Runde bilden eines der sieben Teams. „In unserer heutigen schnelllebigen Zeit, wo wir alles im Überfluss haben, haben wir total vergessen, wie unsere Vorfahren einmal gelebt haben und mit wie wenig sie damals eigentlich auskamen. Ich glaube, viele finden es spannend, wie sich jemand ‚back to the roots‘ schlägt und wie viel ‚Survival‘ in einem steckt“, erklärt sich Grazerin Hannah den Erfolg der Show. Sie hat sich als Wildcard-Teilnehmerin, also als Neuling in der Szene, beworben und wurde ausgewählt.
Im Interview hat die Nationalparkrangerin und Wildtierfotografin verraten, wie ihre Vorbereitung auf die Show ausgesehen hat, ihre größten Ängste geschildert und Tipps gegeben, wie man in Österreich am besten mit einer Survival-Erfahrung startet.
Was ist dein liebster Ort in der Natur in Österreich?
Hannah Assil: Mein liebster Ort in Österreich befindet sich im Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol. Osttirol hat einen besonderen Stellenwert in meinem Herzen, da ich 2017 dort für ein Medienstipendium von Nationalparks Austria war und diese zwei Wochen damals maßgeblich zu meinem weiteren Werdegang beigetragen haben.
Es gibt viele wunderschöne Orte in Osttirol, aber ich denke, die Gemeinde Kals und dort insbesondere das Dorfertal sind meine liebsten Orte. Ich habe dort so viele besondere Stunden in der Natur verbracht und einzigartige Begegnungen mit der heimischen Wildtierwelt machen dürfen.
Wie bist du zu Survival gekommen?
Ich glaube so richtig zu „Survival“ bin ich erst durch meine Teilnahme bei „7 vs. wild“ gekommen. Bei meiner Ausbildung zur Nationalparkrangerin habe ich vor zwei Jahren bereits einen Survival-Kurs belegt und es hat mir damals unglaublichen Spaß gemacht. Auch danach war ich natürlich immer wieder in der Natur und habe oft die Lagerfeuerstimmung genossen.
Ich habe mir zwar Survival/Bushcraft-Youtuber angesehen und natürlich auch die ersten zwei Staffeln „7 vs. wild“ sehr aufmerksam verfolgt, aber bin dem ganzen selber nie so richtig nachgegangen. Mein erstes eigenes Messer habe ich tatsächlich erst für mein „7 vs. wild“-Training bekommen.
Was hat dich als Anfängerin an einer Teilnahme bei „7 vs. wild“ gereizt?
Die ganze „Outdoor-Bubble“ hat mich immer schon sehr gereizt und auch schon vor der 1. Staffel „7 vs. wild“ habe ich die Abenteuer von Fritz und Co. aufmerksam verfolgt. Dann habe ich mich immer gefragt, wie ich als Naturbegeisterte da wohl durchkommen würde und welche Probleme ich hätte.
Bei Staffel 2 habe ich mich nicht getraut mich zu bewerben und habe es danach ziemlich lang bereut. Bei Staffel 3 dachte ich mir dann: „Diesen Fehler darfst du nicht nochmal machen!“
Wie hast du dich darauf vorbereitet?
Ich habe intensiv mit der Wildnisschule Waldkraft trainiert. Zu meinem Glück habe ich befreundete Survival-Trainer, von denen sich übrigens auch einer für diese Staffel beworben hatte, die ihre ganze Energie und ihr ganzes Wissen in meine „Ausbildung“ gesteckt haben.
Zusätzlich haben meine Teamkollegin Affe auf Bike (Ann-Kathrin Bendixen, Anm.) und ich noch gemeinsam in Deutschland mit „Niklas on Fire“ und den Jungs von „UG-Tools“ trainiert. 1000 Dank nochmal an dieser Stelle!
Wie war es mit einer Partnerin an der Seite? Gab es Momente, in denen das Vorteile hatte?
Es war toll nicht alleine zu sein und wir hatten das unglaubliche Glück, dass wir uns von Anfang an unfassbar gut verstanden haben. Gerade in so einem Format wie gibt es natürlich viele Vorteile, wenn man zu zweit ist: Man kann sich die Energie aufteilen und viel mehr schaffen.
Wenn eine Sache bei der einen Person nicht klappt, dann schafft es vielleicht die andere und so lastet weniger Druck auf dem Einzelnen. Auch die psychische Belastung aufgrund der Isolation fällt komplett weg.
Was war im Vorhinein deine größte Angst?
Die Nächte! Obwohl ich Wildtierfotografin bin und eigentlich keine Angst vor der Tierwelt habe, hatte ich in der Nacht im Wald immer ein mulmiges Gefühl bei den Trainings. Ich habe jede noch so kleine Maus gehört und ich fühlte mich auch immer sehr unbehaglich, wenn ich direkt am Boden geschlafen habe und mein Kopf nicht geschützt war.
Ich hatte wirklich Sorge, wie das dann wohl in Kanada sein wird, aber ich wusste auch, dass ich jemanden an meiner Seite habe, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt und mir dadurch vielleicht Sicherheit geben kann.
Wie kann man sich die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort vorstellen?
Jede:r von uns hatte ein Notfall-GPS-Gerät, das wir immer bei uns tragen mussten. Alle mussten morgens und abends „Code Green“ senden, damit die Orga wusste, dass alles in Ordnung ist. Bei einem Abbruch ohne Notfall konnte man „Code Yellow“ drücken und bei einem richtigen Notfall „Code Red“, wodurch sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit man die Person schnellstmöglich aus der Situation rausholt.
Zusätzlich gab es auch noch ein Satellitentelefon (verplombt), damit man im Ernstfall genauer kommunizieren kann, was bei einem Notfall oder einer Verletzung passiert ist.
Welche positiven Erfahrungen konntest du mitnehmen?
So viele, dass ich sie eigentlich gar nicht alle aufzählen kann und ich bin immer noch mittendrin die ganzen Erlebnisse zu verarbeiten. Ich denke, mit der Ausstrahlung kommt das alles nochmal ins Rollen. Ich konnte aber unfassbar tolle Menschen kennen lernen und habe mich in den 3 Wochen in Kanada komplett wohlgefühlt.
Frauen sind bei Survival-Formaten eher selten. Warum ist das deiner Meinung nach so?
Das ist nicht nur in Survival-Formaten so, sondern leider allgemein oft so, wenn man in den Outdoor-Bereich blickt. Auch in der Wildtierfotografie-Szene gibt es zum Beispiel kaum Frauen in meinem Alter, beziehungsweise gibt es die vermutlich schon, aber die verstecken sich gut. Ich gehe dieser Frage wirklich schon sehr lange nach und möglicherweise gibt es vielleicht sogar viele Frauen in der Szene, die jedoch nicht den Drang haben, das alles nach außen zu tragen, sondern das lieber für sich machen.
Wenn man sich aber ansieht, mit wie viel Negativität und Hate die Frauen der 2. Staffel „7 vs. wild“ teilweise konfrontiert waren, dann schreckt das natürlich ab und man möchte auch nicht ständig hören, wenn mal etwas nicht funktioniert, dass das eh klar war, weil man ja eine Frau ist. Das Patriachat ist leider bei uns immer noch sehr ausgeprägt und dieselbe Situation wird, je nachdem welches Geschlecht man hat, anders interpretiert und ausgelegt.
Vor allem in der rauen Outdoor-Welt habe ich manchmal das Gefühl, dass ein Mann eher mal versagen oder emotional sein darf als eine Frau. Frauen werden schnell als „Heulsusen“ betitelt und ein Misserfolg als „absehbar“ angesehen, weil man in Frauen oft das „schwächere“ Geschlecht sieht. Ich muss gestehen, dass ich dieses ganze System aber eher als Ansporn sehe und mir denke – JETZT ERST RECHT!
Mit welchen Vorurteilen wirst du oft konfrontiert und wie reagierst du darauf?
Dadurch, dass ich nicht nur eine Frau bin, sondern auch sehr jung aussehe und sehr klein bin wird mir oft vieles nicht zugetraut. Schon bei meiner Arbeit als Fotografin wurde ich immer wieder gefragt, ob diese Fotos denn wirklich von mir sind. Man denkt oft ich wäre dieses „kleine liebe Mäderl von nebenan“.
Wenn man dann aber länger mit mir zu tun hat merkt man, dass ich einiges auf den Kasten habe und definitiv nicht auf den Mund gefallen bin. Blöde Sprüche mit Vorurteilen kann ich meistens ganz gut kontern und dann hat sich das auch schnell erledigt, ich habe meinen Standpunkt klar gemacht und danach gehen die Menschen auch ganz anders mit mir um.
Mittlerweile gibt es viele, die das Survival-Abenteuer für sich entdeckt haben. Was hältst du von dem Trend und kann das Gefahren mit sich bringen?
Ich finde jeden Trend toll, der Menschen dazu bringt sich mehr mit unserer Natur auseinander zu setzen und der die Menschen nach draußen bringt. Gefahren gibt es natürlich überall, vor allem wenn man mit Messer und Feuer hantiert.
Gerade bei dem aktuellen Klima und den vielen Waldbränden ist es hier besonders wichtig, dass man nicht einfach irgendwo Feuer macht. Das sollte wirklich immer im erlaubten Rahmen und mit Profis gemacht werden.
Wo kann man in Österreich am besten Survival-Erfahrung sammeln?
Wenn man wirklich ins Tun kommen möchte, dann besucht man am besten einen Survival-Kurs. Hier gibt es die unterschiedlichsten Angebote. Vor allem rund um Wien und in der Steiermark kann ich natürlich die Wildnisschule Waldkraft wärmstens empfehlen.
„7 vs. wild“ Staffel 3 wird seit 31. Oktober immer dienstags und freitags auf Amazon Freevee kostenlos ausgestrahlt. Zeitgleich erscheinen auf YouTube dienstags Backstage-Videos sowie alle Folgen ab 29.11. mittwochs und samstags.
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