Eine Gruppe queerer Menschen steht lachend for einer gelben Wand mit einer großen Regenbogenflagge in der Hand.

5 Fragen an Leiterin Transgender Selbsthilfegruppe

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Die „Selbsthilfegruppe Transgender Graz“ ist ein Anlaufpunkt für Betroffene. Wir haben mit Leiterin Sandra gesprochen.

Was macht die „Selbsthilfegruppe Transgender Graz“?
Es ist eine typische Selbsthilfegruppe, in der Betroffene sich in einem sicheren Rahmen austauschen können. Der Weg vom Coming-out bis zu einer vollzogenen Transition ist lang und jede Phase, jede Entscheidung hat bei uns Platz.

Was sind typische Themen, die in der Gruppe zur Sprache kommen, und wie unterstützen sich die Teilnehmer:innen gegenseitig?
Die Themen handeln von Therapeut:in­nen, Ärzt:innen, Untersuchungen, aber auch von Erfahrungsberichten von der Transition oder dem ersten Erlebnis, im Zielgeschlecht auf der Straße zu stehen. Oft werden auch Probleme in der sozialen und beruflichen Umgebung debattiert. Die Teilnehmer:innen können Erfahrungen einholen, ihre Erfahrungen erzählen oder ganz einfach nur zuhören. Es gibt auch die gegenseitige Hilfe außerhalb der Gruppe, bei der Mitglieder andere Mitglieder unterstützen, erste Schritte zu machen. So ist das Gewandkaufen immer noch mit viel Scham verbunden, die sich besser zu zweit überwinden lässt.

Welche Rolle spielt Austausch in einer Gruppe für den individuellen Coming-out-Prozess oder die Transition?
Der Coming-out-Prozess oder die Transition bestehen aus vielen kleinen Schritten und Entscheidungen. Die Familie kann im besten Fall die betroffene Person akzeptieren oder integrieren, die Entscheidungen müssen jedoch selbst getroffen werden, und da gibt es kaum greifbare Erfahrungswerte. Das Internet bietet zwar sehr viel Information an, diese zu bewerten und auf sich zu beziehen, kann jedoch schnell überfordern. Diese Lücke kann durch eine Selbsthilfegruppe geschlossen werden.

Welche Heraus-forderungen erleben Transpersonen in ihrem Alltag heute noch?
Auch heute noch gibt es viel Unverständnis. Transfrauen (Frauen, die einen männlichen Körper bekommen ­haben) haben nicht nur die Diskriminierungen von Männern gegenüber Frauen zu ertragen, sondern auch Ausgrenzung durch geborene Frauen tritt leider häufig auf. Ein häufig unterschätzter Aspekt ist die Beziehung zu anderen Personen. Hier eine Partnerschaft zu gründen, ist eine große He­rausforderung.

Was wünschen Sie sich von Gesellschaft und Politik, damit Transpersonen sichtbarer, sicherer und selbstbestimmter leben können?
Als offen lebende Transfrau benötigt man sehr viel Mut. Es wäre wunderbar, wenn man als Betroffene:r nicht als Ausnahmeerscheinung betrachtet wird, sondern als Mensch mit einer Variation, wie Linkshänder oder Menschen mit natürlicher Vollglatze. Es ist in den letzten Jahrzehnten viel passiert, die Gesellschaft hat sich hier stark weiterentwickelt und das Leben als Betroffene:r ist nicht mehr besonders, sondern es ist schon etwas normal geworden. Ich wünsche mir, dass die Entwicklung zur Normalität komplett vollzogen wird.

Selbsthilfegruppe Transgender Graz

transgender.graz@gmx.at
graz.transgender.at

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Mehr über die Autorin dieses Beitrags:

© Marija Kanizaj

Betina Petschauer ist Redakteurin bei der STEIRERIN und hauptsächlich für die Ressorts Genuss, Leben, Freizeit, Menschen und Emotion zuständig. Als Foodie zieht sich die Leidenschaft für Essen und Trinken durch alle Bereiche ihres Lebens. Daneben schlägt ihr Herz für Serien, Filme und Bücher, die sie in der Rubrik „Alltagspause“ auch regelmäßig rezensiert.

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