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Tatsächlich gibt es den Begriff „sexpositiv“ bereits seit den 70er-Jahren. Einen neuen Trend erfährt diese Bewegung, weil sie gesellschaftliche Stereotype aufbricht.
Der Begriff „sexpositiv“ kam bereits in den 70er-Jahren auf, als darüber diskutiert wurde, wie eine gewaltvolle patriarchale Gesellschaft und das daraus resultierende Bild von Sexualität verändert werden könne. Die Journalistin Ellen Willis fragte 1981 in ihrem Essay „Lust Horizons: Is the Women’s Movement Pro-Sex?“ und prägte damit den Begriff „pro-sex-feminism“ oder „sexpositiver Feminismus“.
Sexuelle Freiheit ist seit jeher Bestandteil allgemeiner Freiheitsbestrebungen. Die 68er-Bewegung wehrte sich gegen die konservative und prüde bürgerliche Sexualmoral der Nachkriegszeit. Die Menschen wollten sich von Zwängen befreien und ihre Sexualität unbeschwert ausleben. Die erste Frauenbewegung forderte das Frauenwahlrecht sowie das Recht auf Erwerbstätigkeit und Bildung.
Sexuelle Selbstbestimmung der Frau. In den 70er-Jahren forderte die zweite Frauenbewegung die sexuelle Selbstbestimmung der Frau. Die Geschlechterrollen wurden infrage gestellt, Frauen kämpften für ihre Autonomie. Dazu gehörte auch ein positiver Zugang zum eigenen Körper und zur weiblichen Sexualität. Beide Bewegungen haben viel erreicht, blieben jedoch in der Vorstellung von zwei Geschlechtern – Mann und Frau – sowie der Zweierbeziehung.
Gesellschaftliche Stereotype werden aufgebrochen. Die heutige sexpositive Bewegung bricht gesellschaftliche Stereotype auf und ermutigt Menschen, ihre individuelle Sexualität und Liebesform zu finden. Personen jeglicher sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität, unabhängig von ihrem Alter, ihrer Körperform oder einer möglichen Beeinträchtigung werden in ihrer Vielfalt wertgeschätzt. Sexpositive Menschen bewerten nicht, was richtig oder „normal“ ist, sondern sind offen jenen gegenüber, die andere Neigungen, Vorlieben und Lebensweisen haben als sie selbst. Sexpositive Menschen setzen sich bewusst mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Grenzen auseinander. Sie übernehmen Verantwortung für ihre Sexualität, weil sie diese als Quelle für ein erfülltes und gesundes Leben wahrnehmen.
Das eigene sexuelle Potenzial. In den vergangenen Jahren beschäftigen sich immer mehr Menschen mit ihrer Sexualität, ihrem Körper und ihrer Beziehung. Es entstanden Netzwerke sowie eine Vielzahl an sexpositiven Veranstaltungen wie Festivals oder Workshops. Dort finden sich vielfältige Selbsterfahrungsangebote rund um Körperbewusstsein, Selbstliebe, Lust, Fantasien und Grenzen. Es geht um das Erforschen des eigenen sexuellen Potenzials und um den Austausch mit Gleichgesinnten.
Entwicklungsräume öffnen. Berufsbedingt habe ich oft mit Menschen zu tun, die mit ihrer Sexualität unzufrieden sind. Die meisten sind stark verhaftet in Rollenbildern und deren Zuschreibungen (was Frauen bzw. Männer tun und was nicht), in traditionellen monogamen Beziehungsformen, in idealisierten Bildern von Körpern (wie eine Frau bzw. ein Mann auszusehen hat) und Sexualität (wie Sex zu sein hat). In Summe ist das ein enges Korsett, in dem wenig Freiräume für Individualität und Experimente herrschen. Sexpositivität ermöglicht, über den Tellerrand zu schauen, Entwicklungsräume zu öffnen und die eigene, authentische Sexualität zu entdecken und zu leben. Wenn Sie Unterstützung dabei brauchen, bin ich gerne für Sie da!
Text: Doris Kaiser
Was ist eine sexpositive Party?
Hier darf man sich so zeigen, wie man ist, ohne Angst haben zu müssen, verurteilt oder belästigt zu werden. Der Fokus liegt auf Respekt und Konsens. Es geht nicht primär darum, Sex zu haben, sondern den eigenen Körper und die Sexualität zu feiern. Häufig gibt es einen Dresscode (freizügig und sexy!) und oft steht Tanzen zu Techno-Musik im Vordergrund. Sex ist allerdings möglich, dafür gibt es Rückzugsmöglichkeiten. Meist gibt es ein Awareness-Team, das bei unangenehmen Situationen einschreitet und jederzeit gefragt werden kann, wenn sich jemand unsicher fühlt. Wenn Sie eine solche Veranstaltung besuchen möchten, informieren Sie sich im Vorfeld, wie die Party sich selbst versteht. Gibt es ein Konzept? Gibt es Regeln? Gibt es ein Awareness-Team? Was macht die Website für einen Eindruck auf Sie?
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