Geld ist Mädchensache

Money, Money, Money … Der Umgang mit Geld bei Mädchen

Geld = Mädchensache

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© Unsplash/Joshua Rondeau

Das umstrittene Thema Geld: Mädchen sind weniger finanziell gebildet als Jungs. Noch immer. Was frau dagegen selbst tun kann und wie Eltern finanzielle Autonomie beibringen können, weiß Finanzexpertin für Frauen Larissa Kravitz.

Mädchen und Finanzen? Ein Thema, für das sich heranwachsende Frauen nur wenig begeistern können. Dabei fängt finanzielle Autonomie von Frauen schon bei der Bildung an. Auch heute noch beschäftigen sich Mädchen weniger mit Finanzen als Jungs. Ein Gap, der sich bis ins Erwachsenenalter zieht: „21 Prozent der Männer besitzen Aktien, aber nur acht Prozent der Frauen“, weiß Larissa Kravitz von Investorella. Erschreckend, finden nicht nur wir. Daher deckt die Finanzexpertin für Frauen finanzielle Musts auf, um Mädchen die Berührungsangst vor Geld zu nehmen. Weil Geld eben auch Mädchensache ist!

Larissa Kravitz
Larissa Kravitz, Finanzexpertin. © Nadine Studeny

Was man zum Thema Geld und Mädchen wissen sollte

Sie sind Finanzexpertin für Frauen?
Larissa Kravitz: Ich habe 20 Jahre lang in der Branche gearbeitet, besonders am Kapitalmarkt, und habe Bank- und Finanzwirtschaft und Finance studiert. Jetzt teile ich mein Wissen mit anderen Menschen, vor allem Frauen, damit sie das Thema Finanzen gut gestalten können. Wenn man keine Ahnung hat, ist die Wahrscheinlichkeit nämlich sehr hoch, dass man mit seinem hart verdienten Geld teure Fehler macht.

Wo liegen die größten Herausforderungen, wenn es um Geldanlagen bei Frauen geht?
Die größte Herausforderung ist eine psychologische. „Ich traue mich nicht“ ist die häufigste Antwort von Frauen.

Wie sehen die Geschlechterunterschiede beim Umgang mit Geld heute aus?
Einen großen und klischeehaften Unterschied gibt es im Konsum. Frauen geben dreimal so viel Geld für Beauty­produkte aus wie Männer. Und Männer dreimal so viel für Autos. Generell sind Frauen bei Veranlagungen auch risikoaverser, was ein echtes Problem ist. Frauen lassen ihr Geld statistisch gesehen am öftesten am Sparbuch liegen, was besonders bei hoher Inflation zu einem herben Kaufkraftverlust führt.

Wird die finanzielle Bildung bei Mädchen weniger forciert als bei Jungs?
Nein. Mädchen trauen sich nur weniger zu. Es gibt eine Studie, die genau das gemessen hat. Fachlich sind Männer und Frauen gleichauf, aber Frauen sind sich ihrer Kompetenzen wesentlich weniger sicher.

Aber warum haben Frauen größere Berührungsängste mit dem Thema Geld?
Das ist historisch bedingt. Frauen können erst seit relativ kurzer Zeit über die eigenen ökonomischen Verhältnisse entscheiden.

Was braucht es für ein finanziell selbstbestimmtes Leben?
Der wichtigste Punkt ist, dem Thema in die Augen zu sehen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen. Jeder Mensch, egal ob männlich oder weiblich, muss entscheiden, was er oder sie mit dem eigenen Geld macht und wie die finanzielle Absicherung aussehen soll.

Geld ist Mädchensache
© Unsplash/Nick Noel

Geld und Erziehung

Wie können Eltern die Finanzbildung besser vorantreiben?
Eltern müssen ihre Kinder nicht einmal aktiv finanziell erziehen – die Kinder kopieren nämlich das Verhalten der Eltern. Ein bewusster Umgang mit Geld ist also das wichtigste Element. Geld sollte nicht tabuisiert werden. In der Familie sollte man offen darüber sprechen.

Und inwiefern können Mütter dabei ein finanzielles Vorbild für ihre Töchter sein?
Indem sie aktiv werden, indem sie mit ihren Töchtern über Konsum, Sparen und Investitionen sprechen, indem sie ihren Töchtern erklären, warum es nicht sinnvoll ist, jetzt das oder das zu kaufen, und indem sie mit ihnen über Altersvorsorge und Eigentum sprechen. Das Schlimmste, was Mütter tun können, ist Dinge wie „Wird schon passen“ oder „Darüber brauchst du dir keine Sorgen machen“ zu sagen.

Ab welchem Alter wird finanzielle Bildung richtig relevant?
Alle unsere Kinder werden finanziell gebildet, und das geschieht vom Baby-Alter an. Die Frage ist nur von wem und wie. Bereits Babys und Kleinkinder sehen Werbung, die sie dazu animiert, etwas haben zu wollen. Da entstehen bereits die ersten Konsumpräferenzen. Dann ist es auch Zeit, mit der Finanzbildung zu beginnen.

Wichtig für die Zukunft

Wie sparen Mädchen nachhaltig richtig?
Die nachhaltigste Form des Sparens ist, immer x % des Einkommens für die Zukunft zur Seite zu legen. Zehn Prozent ist ein guter Richtwert. Man bekommt 50 Euro von der Oma geschenkt? 5 Euro davon werden sofort gespart. Sobald man alt genug ist, sollte man jedoch ans Investieren denken.

Was sollten schlaue Mädchen unbedingt über Geld wissen?
Geld an sich hat keinen Wert. Eine Währung ist immer nur das wert, was man darum kaufen kann. Wenn man das verstanden hat, dann versteht man auch Inflation und warum die Preise mit der Zeit steigen. Dann ist man schon sehr weit. Die Inflation kann man nur schlagen – und damit das Geld, das man erarbeitet hat, für die Zukunft bewahren –, indem man investiert.

Welche Glaubenssätze sind dabei hilfreich?
„Wenn man etwas nicht versteht, dann kann man es lernen“, „Dein eigenes Geld zu haben, bedeutet, deine eigenen Entscheidungen treffen zu können“, „Geld ist nicht alles, aber es löst enorm viele Probleme“ und „Du hast ein Recht auf ein erfülltes Leben – auch finanziell“.

Anabell Skreine
STEIRERIN-Praktikantin Anabell Skreiner. © Fotogenia

Generationenfragen – Geld-fragen aus Teenagersicht

  • Wie viel Taschengeld steht mir zu?
    Rechtlich gesehen gibt es keinen Anspruch auf Taschengeld. Auf der Seite des Finanzministeriums gibt es Richtwerte, z. B. 1 % des Unterhaltsanspruchs für ein Kind bis 7 Jahre usw.
  • Ab welchem Alter sollten Jugendliche ein eigenes Bankkonto haben?
    Eltern können bereits für Babys Bankkonten eröffnen. Ab dem Zeitpunkt von 7 Jahren sind Kinder beschränkt geschäftsfähig, d. h. sie können kleine finanzielle Alltagsgeschäfte tätigen, z. B. sich eine Jausensemmel kaufen.
  • Wie kann man das Thema Finanzen spannender gestalten, damit es uns Mädchen überhaupt interessiert?
    Ein toller Einstiegspunkt sind etwa Goldmünzen oder Unternehmen, die Dinge produzieren, die den Hobbys von Mädchen gleichen. Ein Mädchen liebt Pferde? Dann würde ihr auch eine Hermes-Aktie gefallen. Ein Teenie liebt Make-up? Dann ist es spannend, sich den L’Oréal-Konzern anzusehen.

5 Finanztipps für Mädchen

  • Lerne auf unnötigen Konsum zu verzichten.
  • Lies Bücher über das Thema Finanzen.
  • Nimm als Teenie kleine Jobs an und lege das Geld zur Seite.
  • Sobald du eine Bankomatkarte hast, nutze den Aufrundeservice, bei dem bei jedem Einkauf ein kleiner Betrag auf dein Sparkonto fließt.
  • Bitte deine Eltern, einen ETF-Sparplan auf weltweite Aktien für dich einzurichten, und betreue ihn ab 18 selbst.

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