
© Thomas Luef
Let’s talk about money! Beim großen Finanztalk – präsentiert von der STEIRERIN und den Finanzdienstleistern der WKO Steiermark – standen der Gender-Pay- Gap, Altersvorsorge und der smarte Umgang mit Geld im Mittelpunkt. Wir haben alle wertvollen Insights im Überblick.
Geld bedeutet nicht nur Sicherheit, es bedeutet Freiheit. Die Freiheit, Entscheidungen unabhängig zu treffen, Träume zu verwirklichen und für sich selbst zu sorgen, egal was das Leben bringt. Doch finanzielle Bildung und Selbstbestimmung kommen nicht von allein – sie müssen aktiv erarbeitet werden.
Bei der großen Podiumsdiskussion, präsentiert von der STEIRERIN und den Finanzdienstleistern der WKO Steiermark – unterstützt von der Wüstenrot Gruppe, dem Bankhaus Spängler Steiermark und der FH Campus 02 –, haben Finanz-Expertinnen eindrucksvoll gezeigt, wie Frauen ihre Finanzen in die eigene Hand nehmen können. Sie teilten nicht nur wertvolle Tipps, sondern auch eine klare Botschaft: Es ist nie zu früh – und erst recht nie zu spät –, sich mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen.
Was bedeutet finanzielle Unabhängigkeit für Sie persönlich?
Sabine Skorka: Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet für mich, frühzeitig in die Zukunft zu investieren und nicht nur den täglichen Alltag zu finanzieren. Frauen sollten sich aktiv mit Finanzen auseinandersetzen und ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand nehmen.
Gabi Lechner: Es ist für mich essenziell, dass Frauen rechtzeitig Vorsorge treffen, um nicht in Altersarmut zu lan- den. Die richtigen Rahmenbedingungen wie Kinderbetreuung und Gleichstellung sind wichtig, damit finanzielle Unabhängigkeit überhaupt möglich wird.
Eva Gatschelhofer: Für mich bedeutet finanzielle Unabhängigkeit, dass Frauen sich frühzeitig mit dem Thema Geld auseinandersetzen. Bekanntlich spricht man in Österreich ja nicht so gerne über Geld, aber das muss sich dringend ändern.
Renate Trummer-Stempfl: Frauen müssen sich früh mit Finanzbildung auseinandersetzen. In der Schule lernen wir kaum etwas über Versicherungen oder Pensionen, und viele junge Frauen haben noch wenig Wissen über ihre finanziellen Optionen.
Andrea Knaus: Es beginnt mit dem Bewusstsein, wie viel Geld mir nach Abzügen überhaupt bleibt. Wenn ich weiß, wie viel ich zur Verfügung habe, kann ich richtig investieren und mir finanzielle Ziele setzen.


Was steckt hinter der Initiative „Smart und unabhängig“ der Finanzdienstleister?
Eva Gatschelhofer: Diese Kampagne hat das Ziel, Frauen in die Finanzwelt einzuführen. Wir bieten Informationsplatt- formen und Beratungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind. Es geht darum, Frauen zu ermutigen, ihre Finanzen selbst zu managen.
Investieren Frauen seltener in Versicherungs- und Vorsorgeprodukte?
Renate Trummer-Stempfl: Frauen neigen dazu, eher kurzfristig zu investieren und sich weniger mit langfristigen Finanz- anlagen wie Altersvorsorge zu beschäftigen. Es ist wichtig, ihnen mehr über langfristige Investitionen zu vermitteln.
Was sollte generell getan werden, um das Bewusstsein für Finanzen bei Frauen zu stärken?
Sabine Skorka: Finanzbildung muss so früh wie möglich beginnen, und zwar sowohl in der Familie als auch in der Schule. Je früher man mit kleinen Beträgen anfängt, desto mehr kann man über die Jahre aufbauen.
Gabi Lechner: Es gibt wichtige Tools wie das Pensionssplitting, die junge Frauen nutzen sollten. Leider ist das Wissen darü- ber noch gering, und viele Frauen zögern, dies in Anspruch zu nehmen, weil sie sich unsicher fühlen.
Andrea Knaus: Frauen müssen aufhören, sich als „Bittstellerin“ zu sehen, wenn es um finanzielle Themen wie Pensionssplitting geht. Es geht um das Bewusstsein, dass es unser Recht ist, gleichwertig behandelt zu werden, auch finanziell.



Wie können wir sicherstellen, dass Frauen ihre Finanzen selbstbewusster angehen?
Sabine Skorka: Wir müssen mehr Aufklärung betreiben, besonders in Bezug auf langfristige Finanzprodukte. Wertpa- piere und Investitionen sollten nicht nega- tiv behaftet sein, sondern als Möglichkeit zur Vermögensbildung verstanden werden.
Wie gut sind Frauen über Steuern, speziell den Familienbonus, informiert?
Andrea Knaus: Der Familienbonus ist ein Absetzbetrag, der die Steuerlast verringern kann, aber oft können Frauen ihn nicht voll ausschöpfen, weil sie geringere Steuern zahlen. Das heißt, dass oftmals der Mann den Familienbonus beansprucht. Hier sehe ich Bedarf an mehr Kommunikation und Bewusstsein, besonders in Bezug auf die Verteilung des Familienbonus.
Welche Maßnahmen helfen, den Gender-Pay-Gap und den Gender- Pension-Gap zu bekämpfen?
Eva Gatschelhofer: Es braucht einen Mix an Maßnahmen, um die Ungleichheiten zu reduzieren. Wichtige Schritte sind verpflichtendes Pensionssplitting, bessere Kinderbetreuung und die Förderung von Frauen in besser bezahlten Berufen, insbesondere in technischen Feldern. Auch das Thema Teilzeitarbeit und der Wieder- einstieg in Vollzeit müssen adressiert wer- den. Frauen sollten mehr auf ihre Pensionskonten achten, um besser für die Zukunft zu planen.
Gabi Lechner: Es ist einerseits wichtig, Frauen in die Technik und die sogenannten besser bezahlten Berufe zu bringen. Aber andererseits sollte auch die Bezahlung in sogenannten „Frauenberufen“ verbessert werden. Hier brauchen wir ein gesellschaftliches Umdenken in Bezug auf die Wertschätzung dieser Berufe.
Welche Rolle spielen maßgeschneiderte Finanz- und Vorsorgelösungen für Frauen?
Renate Trummer-Stempfl: Maßgeschneiderte Lösungen sind entscheidend und es ist wichtig, früh zu beginnen. Je früher man mit der Vorsorge startet, desto besser kann man vom Zinseszinseffekt profitieren. Auch kleine Beiträge sind hilfreich. Für den Startzeitpunkt gibt keine pauschale Empfehlung, aber je früher man beginnt, desto mehr hat man in der Zukunft zur Verfügung.
Welche Initiativen verfolgt das Bankhaus Spängler, um Frauen in Finanz- fragen zu stärken?
Sabine Skorka: Wir haben das Projekt „Female Finance“ ins Leben gerufen, um Frauen Finanzbildung zu bieten. Durch Workshops und eine enge Zusammenarbeit mit unseren Kundinnen vermitteln wir die Basics und helfen ihnen, ihre eigene finanzielle Zukunft zu planen. Das Feedback ist sehr positiv, und wir bieten inzwischen auch weiterführende Workshops an, um Frauen zu ermutigen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.
Warum sind Frauen in Führungsebenen noch immer unterrepräsentiert?
Andrea Knaus: In meiner Branche, wie der Steuerberatung, sind Frauen gut vertreten, aber auf Führungsebene gibt es immer noch ein Ungleichgewicht. Da muss sich noch einiges verändern. Genau- so wichtig wie die Präsenz von Frauen in Führung ist die Lohngleichheit – gleicher Lohn für gleiche Leistung. Hier wird sicher die neue EU-Lohntransparenzrichtlinie für mehr Gleichheit sorgen.
Gabi Lechner: Frauen sind in Führungspositionen oft isoliert. Es braucht mehr Solidarität zwischen Frauen, um die- se Barrieren zu überwinden und eine echte Veränderung zu bewirken.
Eine abschließende Frage: Was würden Sie Frauen empfehlen, damit sie finanziell unabhängiger werden?

Renate Trummer-Stempfl: Starten Sie so früh wie möglich mit der finanziellen Unabhängigkeit. Wählen Sie ein Vorsorgeprodukt und bedienen Sie es regelmäßig.
Eva Gatschelhofer: Frauen, beschäftigt euch mit Finanzen! Holt euch Infos aus vertrauenswürdigen Quellen, wie zum Beispiel von der Finanzmarktaufsicht.
Sabine Skorka: Ich schließe mich an. Nutzt das Internet, um euch zu informieren. Es gibt seriöse Seiten und Influencer:innen, die Finanzwissen gut vermitteln. Beginnt mit der eigenen Veranlagung – besser heute als morgen.
Gabi Lechner: Leistung soll sich lohnen, besonders für Frauen. Auch Care-Arbeit, wie Kindererziehung oder Pflege von Eltern, sollte angemessen gewürdigt wer- den, mit Lösungen wie Pensionssplitting.
Andrea Knaus: Bildung führt zu Kompetenz, und mit Kommunikation kann man viel erreichen. Ich empfehle das „Finanznavi“ als Einstieg – eine tolle Quelle für verschiedene finanzielle Themen, von Wertpapieren bis hin zu familiären Aspekten.
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