Alltagspause im Mai

Redakteurin und Auszeit-Expertin Betina Petschauer über die entspannten Seiten des Lebens: Bücher, Serien, Events und mehr.

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Lesenswert

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die Macht Zentrale

Business-Coachin Vera Steinhäuser fragt sich, woran es liegt, dass Macht Frauen verdächtig erscheint. In diesem Buch (und in ihrem gleichnamigen Podcast) versucht sie, Frauen zu empowern und veraltete Rollenbilder über Bord zu werfen.

Bisher konnte ich in meinem Leben nicht behaupten, jemals ein Sachbuch verschlungen zu haben. Seit der „Macht Zentrale“ hat sich das geändert. Nach meinem kurzzeitigen Schock über die grell neonpinke Farbe der Überschriften und Hinweise im Buch versank ich voller Interesse im Inhalt. Das Vorwort ist sehr persönlich und man kann sofort eine Verbindung zu Steinhäuser aufbauen. Ganz klassisch werden zuerst in der Vergangenheit Erklärungen dafür gesucht, warum Frauen systematisch benachteiligt werden. Dann werden der Status quo beleuchtet, Probleme und Ungerechtigkeiten aufgezeigt und schlussendlich Lösungen gesucht sowie übersichtliche Tipps vorgestellt. Auch auf die persönlichen Erfahrungen von Steinhäuser wird teils eingegangen. Ein tolles Beispiel für ein Sachbuch, das es schafft, komplizierte Zusammenhänge in verständlicher Sprache zu erklären. Meiner Meinung nach ein echtes Muss für Feminist:innen.

die Macht Zentrale | Vera Steinhäuser Kremayr & Scheriau | € 24,– | Bewertung: *****

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Staat tragen

Daniel Kalt, Redakteur der Tageszeitung „Die Presse“, taucht ein in die Welt der politischen Mode-Codes, entschlüsselt deren Botschaften und seziert so manchen modischen Fehlgriff.

Humorvoll-verspielt mutet die Gestaltung des Buches an, der Inhalt wird als „augenzwinkernder Style-Guide der Macht“ angepriesen. Die alte Weisheit, ein Buch nie nach seinem Cover zu beurteilen, passt hier wie die Faust aufs Auge – der erste Eindruck von leichter und unterhaltsamer Lektüre weicht schon im Vorwort der Erkenntnis, eine stark wissenschaftlich geprägte Abhandlung zu Mode als politisches Kalkül in den Händen zu halten. Da meine Erwartungen an die Lektüre derart stark von der tatsächlichen Aufbereitung des Themas abwichen, konnte ich mich leider auch nicht damit anfreunden. Wer aber eine streng wissenschaftliche Herangehensweise zum Thema Mode in der Politik sucht, wird hier wohl fündig werden.

Staat tragen | Daniel Kalt | Kremayr & Scheriau | € 24,– | Bewertung: *

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Der Büchermagier

Der 16-jährige Buchhändlerlehrling Kajetan findet sich durch eine Verkettung außergewöhnlicher Umstände in einer Welt voll Mysterien und sonderbarer Gestalten wieder. Grauenerregende Kreaturen aus Sagen und Legenden sind den Fesseln ihrer Bücher entkommen – und Kajetan muss alles, was er zu wissen glaubte, hinter sich lassen, um ihnen Einhalt zu gebieten.

Der Autor bedient sich bei der Beschreibung der Schauplätze einer sehr verspielten und bildhaften Sprache, die, durchaus zur Handlung passend, an die Erzählweise alter Märchen erinnert, mitunter aber etwas gewöhnungsbedürftig ist. Im Gegensatz zu der detaillierten Schilderung der Umgebung wird der Protagonist für meinen Geschmack fast zu oberflächlich behandelt. Der Jugendroman ist an sich interessant, hat auch einige unerwartete Wendungen, in einer möglichen Fortsetzung würde ich mir aber mehr Tiefe in der Charakterbeschreibung wünschen.

Der Büchermagier | Robert J. Preis | Keiper Verlag | € 26,– | Bewertung: ***

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Venezianische Spaziergänge

Autor Mike Markart nimmt uns in seinen Erzählungen mit auf einen Streifzug durch Venedig. Ein Inhaltsverzeichnis gibt Aufschluss darüber, wo der Spaziergang die Leser:innen hinträgt.

Wer sich einen Reiseführer erwartet, wird hier enttäuscht. Es handelt sich mehr um eine Erzählung über die Stadt mit einigen stilistischen Freiheiten. Teilweise sehr künstlerisch anmutende Bilder in Schwarz-Weiß zeichnen ein etwas eindimensionales Bild einer an sich farbenfrohen Stadt. Die Ich-Perspektive des Erzählers macht die Geschichten aber greifbarer. Eindeutig spürbar ist die Liebe zu Venedig, die einen schnell mit Fernweh ansteckt. Wer sich einmal auf Schreibstil und -rhythmus einlässt, wird mitgerissen. Das Buch kann auf jeden Fall als Gustomacher für einen Aufenthalt verwendet werden.

Venezianische Spaziergänge | Mike Markart | Keiper Verlag | € 22,– | Bewertung: ****

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Hörenswert

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Sänger und Entertainer Johannes Lafer präsentiert mit der „Steiermark Hymne“ seinen neuen, eigenen Song der besonderen Art. Diese Liebesbotschaft an die Steiermark ist eine Hommage an die schönsten Plätze, die Kulinarik und das Facettenreichtum der grünen Mark. „Das grüne Herz schlägt in mir, seit ich denken kann“, heißt nicht nur eine Textzeile, sondern ist auch die Lebens­einstellung des steirischen Künstlers. Kooperationspartner der „Steiermark Hymne“ ist Steiermark Tourismus- und Standortmarketing GmbH-STG. Präsentiert wurde der Song vor Kurzem beim „Steiermark Frühling“ in Wien.

Für (steirische) Freund:innen von Austro-Pop genau das Richtige, um in der Liebe zur grünen Mark zu schwelgen. Nachdem „Fürstenfeld“ von STS und „Steiermark“ von Gert Steinbäcker doch schon ein bisschen länger her sind, war es vielleicht Zeit für eine neue Liebeserklärung an das grüne Bundesland, zu der man mitsingen kann.

Steiermark Hymne | Johannes Lafer | Spotify & YouTube

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Sehenswert

© Netflix

Im Marseille der 1940er gründen Amerikaner:innen eine Organisation, um Kunstschaffenden und anderen hellen Köpfen während des 2. Weltkriegs die Flucht zu ermöglichen.

Kurz gesagt: stark angefangen, stark nachgelassen. Das Ambiente der Côte d’Azur ist natürlich bezaubernd, die Kostüme sind beeindruckend, der Plot wäre an sich spannend und beruht im Groben auf wahren Tatsachen. Im Original ist die Serie auch sprachlich reizvoll, da unterschiedliche Nationen (Deutschland, USA, Frankreich, Spanien) aufeinandertreffen und die Personen in ihrer jeweiligen Sprache interagieren. Generell waren die Akteur:innen für mein Empfinden zu sehr im Jahr 2023 verortet. Dafür, dass es um Flucht geht, sind alle Beteiligten viel zu entspannt, niemand hat wirklich Angst vor dem Tod oder dem Krieg. Spätestens bei der Geburtstagssause von Max Ernst war ich raus, Spannung kam leider nicht auf. Positiv hervorgetan hat sich jedoch die schauspielerische Leistung von Lucas Englander.

Transatlantic | Netflix | Bewertung: **

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Veranstaltungs-Tipps

© New Fish/Hikimus
Graz Airport Run

Am 14. Juni haben bis zu 700 Läufer:innen die Möglichkeit, die Laufschuhe für ein karitatives Projekt zu schnüren – und das während des laufenden Flugverkehrs in Feldkirchen. Die gesamten Einnahmen durch das Startgeld gehen an den Verein „Steirer mit Herz“. Die Laufstrecke hat eine Länge von 5,8 Kilometern.

14.6. | Flughafen Graz | www.airportrun.at

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kunstGarten

Im „kunstGarten Kulturraum & Open Air Museum“ ist im Mai einiges los. Die beiden Musikerinnen Jadranka Cvitković (Klavier) und Zsuzsanna Litscher-Nagy (Querflöte) bringen etwa im Rahmen der „Muttertagsmatinée“ ein Ständchen mit Werken von Franz Liszt, Debussy oder Rachmaninow. Auch Ciné privé oder Street Gallery werden geboten.

Events und Termine online unter www.kunstGarten.at

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