Fühle dich frei!

Ein Treffpunkt für alle. Eine Plattform als diskriminierungsfreie Zone. Ein Ort ohne Hater, dafür mit ganz viel Akzeptanz. Das alles ist das erste queere Community Center „feel free“ in Graz.

3 Min.

© beigestellt

Ein Safe Space, wo alle willkommen sind. Das ist das Ziel der zusätzlichen Räume des Vereins ­RosaLila PantherInnen (der Verein ist die zentrale Anlaufstelle bei LGBTQIAThemen), der mit dem österreichweiten ersten queeren Community Center einen sicheren Ort für LGBTQIA-Personen in der Grazer Annenstraße 27 geschaffen hat. Ein Ort, an dem queere Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlicher sozialer, ökonomischer, religiöser und kultureller Hintergründe zusammentreffen können. Bei Bedarf ist jederzeit eine kostenlose Peer- und/oder psychologische Beratung möglich und neben der Möglichkeit, sich unverbindlich in den Räumlichkeiten aufzuhalten und soziale Kontakte aufzubauen, bilden diverse Gruppenangebote sowie ein Cafébetrieb einen weiteren Eckpfeiler des Community Center.

Jugendzentrum

Montag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr verwandelt sich das Community Center in einen Treffpunkt für alle bis 22 Jahre. Kinder und Jugendliche dürfen das Center als Treffpunkt nutzen, um sich auszutauschen oder einfach nur um zu chillen.

Mit dem Community Center wurde ein neuer Treffpunkt in Graz geschaffen. Wie haben sich die Angebote für LGBTQIA-Themen in den letzten Jahren verändert?
Joe Niedermayer: Österreich ist mittlerweile eines der fortschrittlichsten Länder der Welt, was die Gleichstellung von LGBTQIA-Personen betrifft. Zumindest vor dem Gesetz sind es nur mehr wenige Ungleichbehandlungen. Gesellschaftlich ist die Gleichstellung noch nicht so weit fortgeschritten. Damit LGBTQIA*-Themen Schritt für Schritt zur Normalität für die Gesellschaft werden, braucht es einen breiten Dialog. Diesen wollen wir mit Sichtbarkeit erzielen.

Warum braucht es ein queeres Community Center in Graz?
Studien zeigen, dass queere Menschen erhöhter psychosozialer Belastung sowie Diskriminierung, Belästigung und Androhungen von Gewalt ausgesetzt sind. All das bewirkt, dass sich queere Menschen oftmals im öffentlichen Raum nicht mehr sicher fühlen. Sie ziehen sich vermehrt zurück und haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen. Insbesondere queere Jugendliche haben ein sehr hohes Suizidrisiko. Mit dem Community Center bieten wir einen offenen Ort für alle. Primär richtet sich das Community Center an queere Menschen und deren Angehörige, Freund:innen, Arbeitskolleg:innen und Menschen, die sich aufgeschlossen gegenüber einer diversen Gesellschaft zeigen.

Joe Niedermayer, Vorsitzender der RosaLila PantherInnen. © Thomas Luef

Wie wichtig ist es gerade für junge, queere Menschen, diese Plattform nutzen zu dürfen?
Queere Jugendliche sind in vielen Jugendzentren mit Diskriminierung wie Homophobie, Transphobie etc. konfrontiert. Deswegen meiden sie diese Orte, haben aber gleichzeitig keine anderen Anlaufmöglichkeiten. Deswegen bieten wir jungen Menschen einen Platz, an dem sie auch außerschulisch Zeit verbringen.

Also einfach kommen?
Genau! Ein großer Aspekt des neuen Community Center ist die nachhaltige und partizipative Eingliederung von Besuchenden in die Community. Besuchende leisten dabei auch unbewusste Community-Arbeit, indem sie anderen das Gefühl vermitteln, nicht allein zu sein.

Werden Eltern von queeren Kindern/Jugendlichen eingebunden?
Auch für Eltern gibt es Themenabende im neuen Community Center. Natürlich freuen wir uns, wenn queere Kinder und Jugendliche gemeinsam mit ihren Eltern das Community Center besuchen und dort Zeit verbringen. Bezüglich Regenbogenfamilien bieten wir zusätzlich das Projekt FAmOs an.

Das Community Center ist ein diskriminierungsfreier Ort, um sich gegenseitig aufzufangen. Welche Themen sind aktuell die brisantesten?
Viele Personen kommen mit psychischen Problemen zu uns. Auch Hate Crimes nehmen zu und öffentlicher Hass gewinnt national und international an Akzeptanz. Mit über 730 anerkannten Hate Crimes aufgrund der sexuellen Orientierung und des Geschlechts im Jahr 2021 in Österreich ist hier noch viel zu tun. Diese Missstände sind aktuell die größten Herausforderungen.

Öffnungszeiten

Mo. bis Fr. als „Jugendzentrum“ von 14 bis 17 Uhr geöffnet, Do. und Fr. von 17 bis 21 Uhr und Sa. von 11 bis 21 Uhr gibt es zudem einen Cafébetrieb.
www.feelfree.community

Abo

Immer TOP informiert: Mit dem Print-Abo der STEIRERIN – ob als Geschenk, oder für dich selbst!